Leipziger Stadtansichten

Kaufhaus Brühl, die Blechbüchse

Alter Pelzmarkt Leipzig 2010

Kaufhaus Brühl, Zuluftanlage nach DDR-Machart. Auf die Sandsteinfassade wurde eine Zweite Fassade aufgebaut zwischendurch zirkulierte die Zuluft respektive in Kanälen die Abluft.

Aufstieg und Fall eines Leipziger Warenhauses
Allen anfangs war ich fasziniert von der Klimalösung des Gebäudes, lieblich genannt die Blechbüchse, an der Brühl in Leipzig. Erst der Abriss des 8Stöckigen Kaufhauskomplexes, zuletzt Karlstadt, legte hier die verzwickte Zu und Abluftanlage zwischen zwei Fassenden frei. Am WGT 2010 an einer der zahlreichen Spaziergänge durch die Leipziger Innenstadt bot sich mir die Gelegenheit dies Wunderwerk aussergewöhnlicher Klimatisierungssysteme zu Fotografieren.
Was war damals dies mächtige Gebäude uns was war deren Geschichte?
Lange danach, die Nachforschung meinerseits.

Die Blechbüchse ohne Alublech

Die Blechbüchse ohne Alublech

1908 eröffneten die Schweizer Paul Messow und Victor Waldschmidt im damaligen neu gebauten 8Geschossigen Gebäude das Kaufhaus Messow & Waldschmidt. Auf vier Etagen a total 8000 Quadratmeter war damalig alles zu haben was sich wahrscheinlich nur wenige zu leisten vermöchten.
Durch den Erwerb benachbarter Grundstücke wuchs der Kaufhaufkomplex bis 1927 auf stattliche 20 000 Quadratmeter Ladenfläche an.

Infolge nationalsozialistischer Enteignung wechselte das Gebäude 1936 den Besitzer. Fortan waren die Rudolf Knoop & Co. GmbH Eigner des Kaufhauses.

Luftangriffe zerstörten das Gebäude 1943 so stark das der Kaufhausbetrieb eingestellt wurde.

1946 werden die damaligen Besitzer Rudolf Knoop & Co. GmbH enteignet. Die neu gegründete Konsumgenossenschaft übernimmt das Gebäude welches 1966 mit einer Aluminiumhülle versehen wird. Im Jahre 1968 öffnet das Konsument am Brühl als damalig Warenhaus der DDR offiziell deren Tore. Von nun an verbirgt sich zwischen der äusseren Aluminiumfassade von 1966 und der inneren Fassade von 1908 die Zu und Abluftanlage welche mich zu faszinieren vermöchte.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 übernimmt erst die Horten AG anschliessend die Karstadt Warenhaus AG das Gebäude. Bis 2008 war das Kaufhaus Karstadt im Gebäude an der Brühl untergebracht.

Hinteransicht von abgebrochenen Verwaltungstrackt aus betrachtet

Hinteransicht von abgebrochenen Verwaltungstrackt aus betrachtet

2010 beginnt der Abriss des legendären Kaufhauses an der Brühl offen steht die Fassade am den Tagen des WGTs 2010 was ich nutzte zur reichlichen Ablichtung. Am Östlichen Teil wo damalig Plattenbauwohnsiedlungen standen, waren an Pfingsten 2010 archäologische Ausgrabungen im gange.

Heute nun solle, gemäss meiner Quelle, einzig ein Fassadeninnenteil der aussergewöhnlichen Lüftungsanlage herumstehen.

Links zur Blechbüchse
Wikiblechbüchse, meine Hauptinfoquelle
Wikibrühl, Historisches zum Leipziger Stadtteil

WGT Leipzig, meine Bilderseite
WGT 2010, unter Sounds auf dieser Seite

Googlemapsstao Brühl / Richard-Wagner-Strasse

Update Kaufhaus / Parkgarage „Höfe am Brühl“

Es waren die Tage WGT 2011 die uns wieder in den Brühl Leipzig führten. Der Fassadenblock welcher unter Glas gesperrt werden soll ragt heute frech aus dem Fundamentenmeer heraus.

Baustelle Höfe am Brühl Leipzig im Juni 2011

Baustelle Höfe am Brühl Leipzig im Juni 2011

Indes ist noch heute nicht eindeutig klar wie die zukünftige Fassade aussehen wird. Auch die Investorseite MFI wie auch die Mietinteressentenseite weiss wenig über deren genaues zukünftiges Aussehen zu berichten. Klar dürfte sein, im Westen eine Miniblechbüchse und im Osten ein Glaspalast wie er tausendfach in grossen Städten zu finden ist.

Und noch ein Jahr danach, Pfingsten 2012

Die Blechbüchse ist im Retrolook, ganz dem Zeitgeist entsprechend, bedacht stettig unaufhörlich zu wachsen.  Ja auch dies Jahr, wir nennen es das 2012, war am Wave-Gothic-Treffen die Gelegenheit gegeben, dies Objekt, heute rekonstruierter, fetischistischer SED-Wohlstandspräsentation aufzusuchen.

Kaufhaus Brühl, Leipzig Innenstadt stand Pfingsten 2012

Kaufhaus Brühl, Leipzig Innenstadt stand Pfingsten 2012

Im Unterschied zur Vorgängerfassung, wo einst ein starres Stahlgerüst die vor sich hin bröckelnde Sandsteinfassade deckte,  fällt hierbei auf, weiche Aluschale harter Stahlbetonkern. Ansonsten find ich wieder der, identische Abklatsch einer damaligen Kultarchitektur.  Einzig Unterschiedlich die gezählt geführte Klimahaustechnik zwischen den Stahlbetondecken.

Kaufhaus Brühl, Leipzig Innenstadt stand Pfingsten 2012

Kaufhaus Brühl

Hinter der Blechbüchse reihen sich einblicke gewährende  Glaskuben auf, die Erschlossen sind durch teils zweigeschossige Treppenhäuser. Die Fassade ist mir noch unbekannt auch deren Sinn kann ich nur erahnen dazu müsste erst noch WGT 2013 mir die nötigen Einblicke gewähren. Während ich im ersten Verbindungsbau Rolltreppen zu den Einkaustempeln erahne dürften vermutlich nach Fertigstellung  im zweiten Verbindungsbau parkierende Autos verborgen liegen.

Die Glaskübel sind in der neuen Fassung in schlichter Höhe gehalten. Die einstigen wahrscheinlich wirklich hässlichen SED-Plattenbau-Wohnhäuser sind ersatzlos gestrichen. Wir wissen, in kapitalistischen Innenstädten wohnen keine Arbeiter dafür werden wir WGT Besucher von damalig hässlichem Plattenbausicht befreit.

Kaufhaus Brühl, Leipzig Innenstadt stand Pfingsten 2012

Kaufhaus Brühl

Die verglaste alte Sandsteinfassade indes war mir nicht begegnet was durchaus an mir liegen könnte zumal, zu viele gute Konzerte mich an der ausgedehnten Suche dieser hinderten.

Alles in allem ein interessanter Versuch neues mit Nostalgischem zu verknüpfen und trotzdem, auch nur ein Einkaufszentrum welches mittels billig aufgeklebtem Glanz und Glitzer versucht den Stadtrandplattenbaubewohner zu ausgedehnter Geldausgabe zu bezirzen.

Leipziger Innenansichten

Kleiner fotografischer Architekturrundgang durch verschiedene Zeitepochen einer äusserst interessanten 500tausender-Stadt.

Halle 12 Sowjetischer Pavillon

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Alte Messe Webseite

Wasserturm Leipzig-Großzschocher

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Südfriedhof Krematorium

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Südfriedhof Kapelle und Krematorium

Cityhochhaus

Cityhochhaus

City-Hochhaus Webseite Eigentümer

Wohnhaus am Rossplatz

Wohnhaus am Rossplatz

Wohnhaus am Rossplatz

Die dortigen 2Zimmerwohnungen sind, Warmmiete, in etwa für 500 Euro zu haben. Gemessen an den dortigen Löhnen wahrscheinlich kein Schnäppchen. Trotzdem ein sehr schönes Haus mit vielerlei interessanten Mietern wie etwa das Ringcafe