Rom, tief verborgene Untergründe

Ursprünglich war diese Seite hauptsächlich der Puzzolanerde, vulkanischer Tuff, respektive des Puzzolanerd-Bergbaus gewidmet doch die vertiefte Recherche offenbarte zunehmend neue, äusserst spannende Geheimnisse die ich keineswegs mit zu Grabe tragen möchte. Insofern war  die Überarbeitung der Seite, schlicht, längst überfällig. Nun gibt’s meinerseits ein neues Redesign dieser Seite mit einer breiteren Bilderauswahl und neu zusammengetragenen Fakten. Einiges jedoch bleibt wage und oft subjektiv, nach meinem Empfinden, tendierend, gerne etwas  spekulativ.  Ich war im Frühling 2015, mit einigen Freunden, in Römischen Unterwelten um erste Impressionen zu sammeln. Heute liegt Einiges an gesammeltem Material beisammen was dieser Geschichte ein ganz neuer Rahmen verpasst.  

Vorwörtliches

Die beeindruckenden Hohlräume unter der Grossstadt Rom sind nur wenigen Eingeweihten ersichtlich umso grösser die gesponnenen Geheimnisse um diese Unterwelten. Allerlei Interessenslobbyisten, Kupfersammelnde Nomaden, Beizer mit geheimem Kellerzugang und verschiedene Speleoklubs, wissen heute diese Mysterien rigide zu bewahren. Es scheint als wären die Römischen Stadtbehörden sichtlich überfordert mit dem Kulturhistorischem Erbe, welches wahrscheinlich aufs antike Rom zurückzuführen ist. Die vorhandene Dokumentation dieser Hohlräume ist, soweit mir bekannt, chaotisch und eher willkürlich.

Einige Grossstädte kennen riesige Untertagebauten, so etwa Paris mit deren ausgedehnten Kalkbrüchen, doch kaum eine Stadt weiss so bescheiden wenig über diese Löcher wie Rom. Einerseits ist dies aufs Alter der Anlagen rückzuführen anderseits könnte auch der etwas anarchisch, sympathische Charakter der Römer das seinige zur Undokumentation beigetragen haben. Ein Problem welches sich insbesondere bei Neubauprojekten destabilisierend auf die fertige Bausubstanz auswirkt.

Nun, umso interessanter für mich hier ein Feld vorzufinden welches noch viel Raum zur Erforschung zulässt. Ganz speziell für mich spannend, die lange Zeitepoche, die vielfältige Nutzung und insbesondere die bewegte Geschichte einer Stadt die niemals ruht welche sich in diesen Untergründen wiederspiegelt.

Da ich einst, es war der 12. April 2015, in eines dieser Mysterien abstieg und bereits öfters darüber berichtete drängte sich eine etwas umfangreichere, eigene Seite zum Thema auf.

Aller Ursprung, eine aus allen Nähten platzende Grossstadt

Um den Ursprung und den Nutzen dieser ausufernden Unterwelt zu verstehen muss tief in der Geschichte zurückgeblättert werden. Eine Europaweit aussergewöhnliche, frühe Stadtentwicklung sorge für, heute, unüberblickbare Hohlräume auf aktuellem Boden.

Vermutet im 1. Jahrhundert nach Christus erreichte Rom die Million-Einwohner-Grösse und noch immer schien der Wachstum ungebremst. Wer etwas auf sich hielt und das nötige Kleingeld oder die hilfreichen Kontakte besass, bevölkerte die urbane Landschaft innerhalb der Stadtmauern. Eine Stadt wird, um dem Ansturm der Zuzügler Herr zu werden, in etlichen Neuauflagen, immer wieder neu gebaut. Um die Stadtmauern herum entwickelt sich eine ansehnliche Baulogistik welche, erfolgreichen Handwerkern ebenso erfolgreiche Geschäfte bescherte.

Rom zur Zeit der Antike
Rom zur Zeit der Antike (Bildquelle https://blog.hillbrecht.de )

Rom, so die aktuelle Forschung, erreicht den ersten Höhepunkt um 330 nach Christus, bei 1 200 000 Einwohnern. Doch mit zunehmender Grösse resultieren zunehmend immense kommunale Probleme. Der Wasserverbrauch der Stadt, mit all ihren Thermen und Brünnen, erreicht vergleichbare Masse eines New York City anno 1980. Infrastrukturbauten, wie Kanalisationen und Aquädukte, in ungeahnten Grössen, werden nötig. Enorme Mengen an Baumaterialien müssen in die Stadt gekarrt werden gleichzeitig wachsen Abfallberge an allen Ecken. Die Menschen sterben zunehmend an Krankheiten, Seuchen oder schlicht altersbedingt doch die Friedhöfe auf Stadtboden sind rar. Eines der wichtigsten Dekrete aus der Antike ist das strikte Bestattungsverbot auf damaligem Stadtboden.

Gleichzeitig indes ist die Antike, Zeit grosser Erfindungen und des multikulturellen Austausches.

Etruskersteinbruch
Etruskersteinbruch

Etrusker öffneten, um die Stadt herum, zahlreiche, für damalige Verhältnisse, moderne Steinbrüche die später, den Römischen Baumeistern, als willkommene Zuliefergruben dienten. Bild Steinbruch nahe Malborghetto auf 42.05250999, 12.49505596

Transporttunnel
Transporttunnel

Ein reiches Netz auf Transportlogistik für schwere Steinquader wuchs um die Stadt. Im Bild ein Verbindungstunnel für die Steinquaderlogistik mit noch zwei liegen gebliebenen Steinquadern, östlich von Monte Pietra Pertusa auf 42.04087995, 12.48476346.

Ums 3. Jahrhundert vor Christus erfolgten erste Versuche, nach alter Phönizischer Rezeptur, zur Herstellung von Opus caementitium bekannt auch als Römischer Gusszement.

Opus caementitium setzt sich aus gebranntem Kalk und Tuff, Puzzolanerde, zusammen. Nach beimengen von Wasser härtet der Opus caementitium zu festem Stein aus. Dieser, nach 180 Tagen maximal ausgehärtete, Mörtel übertrifft noch heute Festigkeitswerte zeitgemässer Zemente. Der Wasserresistente Römische Gusszement erfreute sich anfänglich, beim Aquäduktebau grosser Beliebtheit später jedoch fand der Baustoff zunehmende auch Verwendung im allgemeinem Hoch und Tiefbau.

Beide Rohmaterialien, Kalk wie Puzzolanerde finden sich zu jener Zeit um Rom herum in rauen Mengen. Die Vulkanische Puzzolanerde, als wichtiger Bestandteil des Römerzementes, liegt Meterdick unterm heutigem Stadtboden und stammt von den benachbarten Vulkanen die einst reichlich die Gegend mit Vulkanerde überzogen.

Puzzolanerde gibt’s die Rote wie auch die Schwarze, beide wurden im gleichen Masse gefördert. Deren Abbaustellen schaften bis zum heutigen Tage geschätzte rund 1/3 Hohlraumfläche unter der gegenwärtigen Stadt.

Es sind vorwiegend kleine Betriebe, um die Stadt herum, die erste Stollen graben und nach der begehrten Puzzolanerde schürfen. Die weiche Puzzolanerd-Schicht versteckt sich rund 10 bis 20 Meter unter der Erdoberfläche was eine untertägige Gewinnung begünstigt. Zulieferbetriebe müssen, um die Zeitepoche ums 1. Jahrhundert nach Christus, etliche entstanden sein um den Opus caementitium-Hunger einer, immer wieder neu gebauten, Stadt zu stillen. Gleichzeitig erschliessen sich den Bergleuten neue, lukrative Geschäftsfelder. Die Nachfrage nach Bestattungsorten in Stadtnähe steigt rasant und eine jede Familie die was aus sich hält, wünscht die letzte Ruhestätte in trauter Haushaltsgemeinschaft also gut und gerne 50 Grabnischen in geschütztem Stollensystem.

Es ist aber auch die Zeit neuartiger religiöser Gruppierungen die, in Verbindung mit  einer unerbittlichen Staatsrepression, neue Märtyrer schafft. Insbesondere der Christliche Glaube verbreitet sich ums 3. Jahrhundert rasant. Der Märtyrer-Verehrungskult schafft, in Folge, neue  Verwendungszwecke für altgediente Puzzolanbergwerke und die Bergleute schnitzen Grabnischen in die zukünftigen Katakomben.

Doch Rom, die ewige Stadt, ist ganz und gar nicht der Ewigkeit gerüstet. Intrigen, Misswirtschaft, Korruption und politische Wirren im, viel zu grossem, Reich sorgen für frappante Einwohnerzahlrückgänge.

Im Jahr 650 leben knapp 20 000 Römer innerhalb der Stadtmauern. Diese Bevölkerungszahl überdauert die Jahrhunderte bis die aufkommende Renaissance eine neue Prosperität schaffte.

Rom um 1640
Rom um 1640 (Bildquelle Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Rom )

Um 1500 ist die Stadt am Tiber, wie etliche weitere Städte im Europäischem Raum, wieder im vollem Wachstum und auf wuchtiger Expansionsschiene. All das Subterrane wird, wo bekannt, erneut aufgewältigt, Opus caementitium ist längst nicht verschwunden und das Bauwesen floriert erneut in gewohnten Grössen. Und wieder wird eine Stadt neu gebaut.

Michelangelo solle bei der Ausgestaltung der Fresken in der Sixtinischen Kapelle Puzzolanerdenversetzte Mörtelgemische als Untergrund verwendet haben. Der Bauboom bedient sich erneut alt hergebrachter Künste. Die lokal ansässigen Bergwerke, oft Pfeilerbau wie zur Römischen Epoche, sind gefragter den je.

Die Katakomben Christlicher Märtyrer obliegen, zur Renaissanceepoche, der Obhut, des, in Rom domizilierten, Papstes  und die nicht bekannten Untergrunde verfielen in der Vergessenheit.

Rom um 1843
Rom um 1843 (Bildquelle Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Rom )

Zu all den längst verschollenen, wie auch wiederaufgewältigten, Untertagebauten  gesellen sich, im aufstrebendem 19. Jahrhundert, moderne Kanalisationssysteme wie auch die modernen Errungenschaften des  Fernverkehrs in Form von Bahntunnels und der Gleichen.

Opus caementitium verliert, nach der Erfindung des Portlandzements um 1824,  zunehmend an Bedeutung. Zwar wird immer noch Puzzolanerde als Zementzusatz verwendet doch die alten Bergwerke, zunehmend auf Stadtboden, sind nur noch vereinzelt aktiv. Andere Verwendungszwecke, wie Entsorgungsplätze, etablieren sich in den Gängen.

Die Expansion der Aussenquartiere im 20. Jahrhundert und die zunehmende Armut der Aussenbezirks-Bewohner schafft neue, teils äusserst bizarre, Nutzungsformen in den alten Stollenbauten. Etliche dieser Untertageanlagen werden von Obdachlosen die sich mit Altstoffverwertung knapp über Wasser halten, bevölkert. Da einige der Bergwerke auf Pneufahrzeuge ausgebaut wurden, dienen, gut verborgene Kammern, als Sondermülldeponie für Pharmazeutikabfälle. Im Wirrwarr unübersichtlicher Nutzungsallianzen gesellen sich noch Champignon-Züchter dazu, die weitläufige Pilz-Kulturen in den Gängen anlegen. Zahlreiche Mundlöcher werden, von einer anarchisch darüber wachsenden Stadt sukzessive zugemüllt.

Im 21. Jahrhundert versuchte die Stadtverwaltung die Untertageanlagen zu kartieren doch deren Erfolg hielt sich bis heute in bescheidenen Grenzen. Zwar existiert ein allgemein zugängliches Werk welches die Untergründe wage dokumentiert doch die Genauigkeit lässt sehr zu wünschen übrig. Die unzähligen Bergwerke sind, wie sich bei meiner kurzen Befahrung zeigte, teilweise unübersichtlich zusammengewachsen.

Heute leben in der Stadt am Tiber, 2, 8 Millionen Einwohner auf einer Fläche von 1.285 Km2, oberhalb unzähliger, teils wirr zusammengewachsenen, Stollenbauten. 

Rom Distrikt V eine genauere Betrachtung

Meine Betrachtungen beziehen sich hauptsächlich auf die Gebiete um die Via Casilina, in der Antike Via Labicana. Damals, am 12. April 2015, besuchte ich die Bergwerke  Villa De Sanctis und Via Teano nördlich der Via Casilina und Centocelle südlich der Via Casilina.

Rom aktuell
Rom aktuell (Bildquelle https://www.openstreetmap.org )

Insofern beschränkt sich meine Geschichte hauptsächlich aufs kleine rote Viereck auf der Karte welchem ich tiefer in den Untergrund folgen durfte.  Also eine kleine Zone im Südöstlichen Teil Roms.

Historisch, Via Labicana Meile 3

Im Jahr 200 nach Christus war die Via Labicana, heute Via Casilina, wichtiger Stadtzubringer. Die alte, mit Steinplatten gepflasterte Strasse, verband Rom mit den Orten Tusculum und Labici, beides bedeutende Vorstädte im antiken Rom. Beide Vorstädte beherbergten einige namhafte Villen, vermögender Bürger.

Rom in der Antike
Rom in der Antike (Bildquelle Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Rom )

Die Strasse, respektive die Streckenmessung, Römische Meile 0, beginnt an der Porta Esquilina, Zugangstor der inneren Stadtmauer auf 41.8957581 / 12.5012479. Am Meilenstein 3, also ab Porta Esquilina 4.446 Km, stehen noch heute die Überreste des Helenamausoleum.

Meine Geschichte bezieht sich hauptsächlich auf die Artefakte rund um den Meilenstein Nummer 3 also, die Untergrunde rund um das imposante Helenamausoleum.

Helenamausoleum
Helenamausoleum

Das auffällige Helenamausoleum und die, heute verschwundene Umgangsbasilika, liess Kaiser Konstantin, auf den Katakomben der Heiligen Marcellinus und Petrus, in den Jahren 310 bis 326 errichten. Der Mausoleum-Bau steht noch heute als markante Ruine, etwas von der Via Casilina abgesetzt, im Villa De Sanctis – Park.

Die genaue Geschichte der darunterliegenden Katakombe konnte ich nicht restlos entschlüsseln. Tatsache ist, der einte Katakombeneingang ist in der Mausoleumswand integriert. Die Stelle der Katakombe, beim Meilenstein 3, solle, lange vor den Märtyrern Petrus und Marcellinus, bereits als Beerdigungsstätte gedient haben.

Der Überlieferung nach erlitten Petrus und Marcellinus, um das Jahr 299 oder 304, während der Christenverfolgung, den Märtyrertod.  Ihre Leichname sollen am  Meilenstein 3, heutige Katakombe der Heiligen Marcellinus und Petrus, bestattet worden sein. Im Jahr 827 jedoch entwendete Einhard die Reliquien.

Die Katakombe, das gut gehütete Vatikanische Geheimnis

Grubenplan Katakombe auf Katasterplan
Grubenplan Katakombe auf Katasterplan

Die Katakombe der Heiligen Marcellinus und Petrus umfasst eine heute bekannte Stollenlänge von 17 Km. Maximale Tiefe unter Erdoberfläche liegt bei 16 m. Die Umgangsbasilika, auf meinem Plan die rot gestrichelte Linie, stand ziemlich genau oberhalb der Hauptkatakombe, die westlich gelegenen Stollen könnten später dazu gebaut worden sein.

Die Katakombe verfügt offiziell über zwei Zugänge, der einte, nördliche, liegt an der Mausoleumwand und der südliche Eingang steht etwas versetzt an der ehemaligen Südostfassade der Umgangsbasilika. Es liegt nahe dass auch dieses Untertagewerk Verbindung zum benachbarten Bergwerk Villa De Sanctis, zu späterem Zeitpunkt hier auf meiner Seite beschrieben, haben könnte. Bei Betracht des Katakomben-Grubenplans erscheinen einige Parallelen zu den Strukturen des bekannten Kammerbaus der Villa De Sanctis-Anlage.

Bergmann in Katakombe

Bild Links, Bergmann am Katakombenbau mit Spitzhacke und Fettgeleucht, Bildquelle https://levakov.livejournal.com/74126.html . Obschon auf Wikipedia diese Szene einer Wandmalerei im Zusammenhang mit der Katakombe der Heiligen Marcellinus und Petrus nennt, ist mir nicht restlos erschlossen ob die Darstellung tatsächlich in besagter Katakombe gefunden wurde. Der Googleübersetzer-Dienst Griechisch (Quellseite) – Deutsch will zumindest einen lesbaren Zusammenhang zur Katakombe der Heiligen Marcellinus und Petrus erkannt haben.

Fest steht, die Katakombe durchfährt oft die Puzzolanerdschicht, hinzukommend liebt der Bergarbeiter diese leicht zu bearbeitende Gesteinsschicht. Das vulkanische Puzzolan lässt sich mit einfacher Hacke recht effizient ausbrechen, die gewonnenen Erden machen optimalen Opus caementitium und obendrein ist die Feuchtigkeitabsorbierende Eigenschaft der Vulkanasche ideal zur Aufbewahrung und Konservierung von Leichnamen. 

Zweifelsohne ist dies Untertagewerk, wie von namhaften Forschern beschrieben, in verschiedenen Bauperioden aneinander gewachsen. Die Struktur der Stollen, soweit ich dies aus den schlechten Originalplänen herauslesen konnte, lässt unterschiedliche Ausbauphasen erahnen. Es ist gut möglich dass dies Katakombenwerk einst als Puzzolanzulieferer diente. Durchaus denkbar auch dass einst die Anlage über ganz andere Mundlöcher erschlossen war. Im Untergrund, Strecken Villa De Sanctis finden sich etliche, nicht restlos identifizierbare Zumauerungen die, spekulativ weiterdenkend, vielleicht Stollen versperren  welche einst in die Katakombe führten.

Heute stehen die Katakomben unter rigidem Vatikanschutz. Allfällige Verbindungen zu nicht näher dokumentierten Untertagebauten werden tunlichst, mit viel Backstein, abgedichtet. Sämtliche Relikten, Gebeine, wurden entwendet oder sonst wo umgebettet.

Ich selbst war nicht in der Katakombe unterwegs indes sind mir gefühlte nahe Zonen von der Gegenseite her noch wage in Erinnerung.

Die Bergwerke, die Untergründe am Meilenstein 3

Es gibt vom Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale ein Untergrundkataster welches jedoch einige Wünsche offen lässt. Vorhandene Stollenplane sind teils grundfalsch georeferenziert und die Detailtreue hat all die folternden Grafikwerkzeuge kaum noch anständig überlebt. Trotzdem sind einige Hinweise auf Mundlöcher recht passend zu den bekannten Luftbildern.

Oft liegen weitverzweigte Untergründe, in kluger bautechnischen Voraussicht, innerhalb ausgesparter Freihaltezonen wie Pärke, Brachland oder Reservezonen.

Wer sich auf Untergrundforschung begeben möchte ist mit etwas primitiven Zonenplänen, die auf irgendwelchem WMS-Servern herumgeistern, auch ganz gut bedient.

Zonenplan Rom Centocelle
Zonenplan Rom Centocelle

Mein Exemplar ist auf  http://wms.qgiscloud.com/geocart_e42it/e42it_db_roma Abrufbar mit QGIS oder der Gleichen. Auch der offizielle Katasterplan, übers Geoportal auf http://comuneroma.globogis.it abrufbar, kann manch Geheimnis lüften.

Centocelle / Villa de Sactis
Centocelle / Villa de Sanctis

Ich selbst zeichne meine Plänchen ganz gerne selbst wenn doch manchmal die  gefühlten Streckenkilometer mir en ganz gehörigen Strich durch die Rechnung ziehen können. Sofern ich Koordinaten verwende so sind diese in WGS  84, Grad mit Komadezimalwert angegeben. Die Römische Meile ist, der Vollständigkeitshalber, mit 1.482 Km definiert, was bei meiner Kontrollmessung (Meile 3) durchaus Plausibel erschien. Ergo ist mein Forschungsgebiet, wie bereits beschrieben, der ehemaligen Via Labicana folgend, 4.446 Km vom noch erhaltenen Stadttor  Porta Esquilina entfernt.

Werk Via Teano und Villa De Sanctis

Die Gruben Via Teano und Villa De Sanctis sind, wahrscheinlich beide einst als Puzzolanwerke aufgefahren worden. Beide Gruben sind, im Laufe verschiedener Abbauperioden, zu einer grossen Anlage zusammengewachsen. Ich selbst fand damals den Einstieg über eine vergitterte Einbruchstelle des Systems Villa De Sanctis. Das Hauptmundloch Via Teano welches auch Villa De Sanctis erschliesst, liegt an der Adresse Via Labico 137  (41.884042, 12.551916)

Mundloch Via Teano
Mundloch Via Teano

Das Foto stammt aus dem aktuellem Googlestreetview-Fundus und zeigt das mächtige Zugangsportal in der, heute ziemlich verfallenen, Bergarbeiter-Häuserzeile.

Mundloch Via Teano 2008
Mundloch Via Teano 2008

Im 2008 war die Stollenzufahrt noch mit einer Hurdisdecke ( Tonhohlplatten) und mit Rundbogenmauerung überdacht. In diesen Jahren, so vermute ich, war die letzte Betriebsperiode als Champignonzucht kurz zu Ende. Kupfersammelnde Obdachlose nutzen, kurz nach Aufgabe der Champignonproduktion, die Stollen um noch verbleibende Elektrische Installationen einzusammeln und das Kupfer gewinnbringend auszusortieren.

Am 12. Januar 2009 Berichtete die Lokalzeitung abitarearoma.it vom Einsturz der Rundmauerung bis ans Mundloch und einer Rumänischen Familie die im Stollensystem unversehrt gerettet werden konnte, https://abitarearoma.it/sfiorata-tragedia-in-via-labico/

Mundloch Via Teano 2015
Mundloch Via Teano 2015

Die Perspektive aus der Grube kommend, Richtung Eingangstor blickend, zeigt, bei meiner Befahrung, eine unerbittliche Natur die sich die letzten Meter des Deckenversturzes zurückerobert.

Hauptstrecke Via Teano
Hauptstrecke Via Teano

Im Innern türmt sich der Abfallberg einer letzten, etwas anarchischen Nutzungsperiode, jene des illegalen Entsorgungsplatzes.  Die Stollen sind weit ausgebaut und, wahrscheinlich im 20. Jahrhundert, auf Pneufahrzeuge dimensioniert worden. Die, teils Kilometerlange, Pilzzucht verfügt über weis gekalkte Wände und eine grösstenteils rückgebaute elektrische Beleuchtung.

Pfeilerbau Villa De Sactis
Pfeilerbau Villa De Sanctis

Einige Zonen des noch erhaltenen Puzzolanbergbaus amten heute als, vor sich hin miefende, Kloake. Es wird vermutet dass die, oft ohne Baubewilligung, darüber gebauten einstöckigen Häuschen, mittels Kernbohrung ins Stollenwerk, sich der anfallenden Notdurft entledigten. Fliegen und Mücken, zu Milliarden anwesend, fühlen sich in solch Umgebung Pudelwohl.

Gesenk Villa De Sactis

Es ist nicht restlos geklärt ob sich unter dem Pfeilerbau noch eine weitere Sohle befindet.

Hin und wieder sind Blindschächte auffindbar. In einer Gesenkstrecke plätschert Scheisse in nicht so richtig erkennbare Flussrichtung. Zeitweilig spricht Einiges fürs Vorhandensein einer zweiten Abbauebene, mehrheitlich jedoch, denk ich, war die Interessante Puzzolan-Schicht schlicht zu dünn. 

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Verschlossener Bewetterungsschacht Villa De Sactis
Verschlossener Bewetterungsschacht Villa De Sanctis

Frühere Bewetterungsschächte, Tagseitig verschlossen, sind an einigen Streckenabschnitten Sichtbar. Die Abbaumethodik wechselt zwischen Kammer und Pfeilerbau dies je nach Stabilität des Materials. Soweit erkennbar bewegten wir uns grösstenteils in der Freihaltezone des Parks. Kleine stinkende Abstecher indes deuten auf kleinere halb legale Siedlungen oberhalb. Gewisse Zonen ähneln einer längst vergessenen Gerümpelkammer die, bei genauerer Betrachtung, mittels verborgenem Stollen, Anschluss ans kleine Wirtshaus oberirdisch hat. Auch hier bewegen wir uns offensichtlich im Siedlungsgebiet. Weitere interessante Indizien fürs ausgewachsene Siedlungsgebiet finden wir auf der Ostflanke des Villa De Sanctis-Parks.

Vetilator Villa De Sactis

Zwischendurch jedoch sind die Stollen immer wieder mit Backsteinwänden abgetrennt. Diese Abtrennung markiert die Grenze zwischen Vergessenswürdigem Altbergbau und ehemalige Pilzzucht.

Hin und wieder sind in diese Backsteinmauern grosse Ventilatoren eingebaut die damals den Champignons die nötige Frischluft verpassten. Der Frischluftansaug kann ich heute, gemäss meinem Wissensstand, einzig am vergittertem Einstiegsversturz auf 41.88012385, 12.54937207 erahnen.

Der Altbergbau, auf Gegenseite der Backsteinmauer, unterhalb der Ostflanke des Villa De Sanctis-Parks, verläuft, gut erkennbar, eindeutige wieder in Siedlungsnähe.  

Fundamentpfeiler Villa De Sactis
Fundamentpfeiler Villa De Sanctis

Die aufgegebenen Puzzolanbergwerke reichen tief in die Neubauparzellen aus den 1970er Jahren. Getriebene Fundament-Stahlbeton-Pfeiler verlaufen ins Hohle. Der flüssige Beton drückte aus allen Fugen und auch der verzweifelte Versuch die Armierungseisenkörbe mit Blechmanschetten zu umwickeln brachte nur mässigen Erfolg. Im Untergrund finden wir ein bizarrer Wald an wild verkrümmten Fundamentsäulen die eindrücklich die Tücken des modernen Hochbaus dokumentieren.

Und ein weiteres Kuriosikum im, noch purem, Puzzolanbergbau, ohne Spuren einstiger Pilzkulturen, finden wir im Untergrund. Kleine Arzneimittel-Entsorgungsflächen mit Artefakten bespikt aus der Hochepoche des Emails um 1920 und später, liegen in gut verborgenen Abbauhallen. Kleine Ölseen, in ebenso kaum besuchten Streckenabschnitten, zeigen klar auf die oberhalb liegenden, und in den Luftbildern eindeutig identifizierbaren, Autoverwerter.    

Puzzolanbergwerk Centocelle

Auch dieses Stollensystem ist mittels grossem, per Pneufahrzeuge fahrbarem, Mundloch erschlossen. Dieser Eingang besitzt keine offizielle Postadresse trotzdem ist deren Standort eindeutig auf den Koordinaten 41.874130, 12.553127 fixierbar.

Bergwerk Centocelle

Wie bekannt, in städtisch nahen Gebieten, ist auch diese Zufahrt reichlich zugemüllt. Die Zufahrtsrampe liegt an einer nie fertiggestellten U-Bahnlinie, auch bekannt als Mussolini-U-Bahn.

Im Gegensatz zu Villa De Sanctis, ist dies Bergwerk, Annahme anhand gefundener Spuren, deutlich besser dokumentiert. Eingebaute Backsteinriegel unter Siedlungsbereiche aber auch unter dem Centocelle-Tunnel der nie fertiggestellten U-Bahn deuten auf eine vorhandene Vermessung oder Teilvermessung hin. Eine kurze Internetrecherche ergab einen doch eher grösseren Bekanntheitsgrad sowohl des Bergwerks wie auch der U-Bahnstrecke.

Bergwerk Centocelle
Bergwerk Centocelle

Wie üblich sind die Eingangsbereiche mit reichlich unpassendem Zivilisationsschrott verstellt. Die kleine Öffnung in der Vermauerung führt an ein Gesenk welches im mitten eines Gamperstellplatzes mündet. Ein kleines 230 Volt-Kabel windet sich durch diesen Aufgang zwecks Betrieb einer diebischen Flex die, unter fachkundiger Führung, aus gestohlenen Motorrädern Kleinmetall fertigt, naja, soviel zu meinen Beobachtungen am 12. April 2015. Offensichtlich machten einige Einheimische solch Beobachtungen, im WWW finden sich einige Berichte darüber.

Das Gesenk könnte als erste Zufahrts und Förderrampe gedient haben. Der Bahneinschnitt ist neuerem Datums, so um Mitte 20. Jahrhundert entstanden und das Gesenk zeigt zielgenau auf die damalige Via Labicana. Ob dies Bergwerk der Antike zuzuordnen ist, lässt sich wahrscheinlich kaum noch beantworten. Kein Zweifel, diese Anlage war länger als Puzzolanbergwerk aktiv. Auch dem zeitgemässem Portlandzement wurde bevorzugt Puzzolanerde zur Erhöhung der Festigkeit beigemischt.

Sicher ist, das Bergwerk Centocelle war, in seiner letzten Betriebsepoche, auch der Pilzproduktion zugeteilt. Und auch wieder die bekannte weise Kalkung an den Wänden.

Bergwerk Centocelle
Vergessene 3-Räder im Bergwerk Centocelle

Noch liegt ein breiter Fundus an Artefakten aus der Ära Pilze herum. Deren Zustand lässt indes auf eine lange Aufgabe der Pilzproduktion schliessen vielleicht noch weit vor Villa De Sanctis.

Bergwerk Centocelle
Bergwerk Centocelle

Alleweil waren die zwei gefundenen 3 Radfahrzeuge nicht der üblichen Schrottverwertung  lohnend.

Pilzzucht im Centocelle-Bergwerk
Pilzzucht im Centocelle-Bergwerk

Wie wirs bereits auf der Anlage Villa De Sanctis beobachten konnten, waren auch im Pilzzuchtbereich Centocelle Kilometerweise Plastikfolientöpfe mit Torferde ausgelegt. Im Bild eine der Hauptstrecken mit Backsteinriegel im Hintergrund.

Dass auch diese Anlage aus der Zeit der Antike stammen könnte und über die Jahre hinweg ständig an Stollenmetern dazugewann, könnte, meiner Meinung nach, plausibel sein dennoch ist dies schwierig zu beweisen. All die Nutzungsperioden zerstörten, im hiesigem Fall, zu viel wertvolle Spuren.

Indessen, sowohl ich, wie auch meine Freunde glauben an eine noch vorhandene  Verbindung ins benachbarte Villa De Sanctis Bergwerk. Ob diese mögliche Verbindung noch fahrbar ist, entzieht sich unserem Wissen. Damals waren die Indizien zur Verbindung eher wage.

Pilzzucht im Puzzolanstollen

Ab wann die Pilzkulturen angelegt wurden ist auch so undurchsichtig. Die gefundenen Artefakten im Pilzbereich sind jedenfalls alle aus Zeiten ende 20. Jahrhunderts.

Ein gefundenes Schwarzweis-Foto aus dem WWW-fundus, unbekanntem Urheber, zeigt eines der umfunktionierten Puzzolan-Stollen mit reichlich Champignonvegetation. Ort und Datierung sind definitiv unbekannt einzig der Beschreib Roma und Pozzolana legen die Vermutung nahe dass es sich bei der Darstellung um eines der Stadtbekannten Puzzolan-Stollen handelt  

Gestützte Häuser auf dem Centocellerevier

Weit bekannt sind die markanten Kalksteinquader-Stützriegeleinbauten aus den Pariser Kalkbrüchen, auch bekannt als Pariser Katakomben. In hiesiger Untertageanlage sind die Riegel fast ausschliesslich aus Backstein und Bruchstein gemauert.

Stützriegel Centocelle

Im Bergwerk Centocello sind gut erhaltene und teilweise präzise eingesessene Stützbauten an einigen Stellen zu beobachten, was wiederum die Vermutung nahe legt dass dies Bergwerk eher genauer dokumentiert wurde.

Während untertägig rege gewirkt wurde, wuchsen oberirdisch Roms Vororte. Die, nicht allzu tief liegenden, Bergwerke bilden zunehmend ein wackligen Untergrund für allerlei Bauvorhaben.

Um die Jahre 1940 oder früher werden aufwendige Riegel in die Stollen eingebaut. Das, auf meinem Bild festgehaltene, Riegelwerk könnte, so aus meiner wagen Orientierung heraus behauptet, Teile des Strassenbahndepot Roma Giardinetti ( Sektor Ost) tragen.

Fundamentabstützung im Altbergbau Centocelle-Grube
Fundamentabstützung im Altbergbau Centocelle-Grube

Die Vorstadtbauten wurden grösser und mit ihnen, in logischer Folge, die Stützeinrichtungen. Auch die nie fertiggestellte Centocelle-U-Bahnlinie könnte auf solchen Riegeln stehen. Die Stollen unterfahren an einigen Stellen Bahneinschnitt und Bahntunnel was eine Abstützung nötig machen würde.

Fundamentabstützung im Altbergbau Centocelle-Grube

Ein festes Verfüllen der Stollen wäre kaum Sinnvoll gewesen. Einerseits hätte ein immenser Verfüllaufwand, mit eher bescheidenem Ergebnis resultiert, anderseits wären die Stollen irreversibel zerstört. Die Stollen waren durchaus noch in der Neuzeit von Nutzen und Interesse umso kunstvoller ausgestattete Riegelkonstruktionen finden sich in zahlreichen Bergwerkssektoren.

Die Backstein-Bruchsteinstützen wurden, mit aufkommendem Bauboom immer, Aufwendiger. So findet sich, etwa  unter der Überbauung Eck Via di Centrocelle Via Casilina, aus Zeitepoche geschätzte 1950er, ein regelrechter Riegelwald mit regelmässig Durchgängen.

Schacht Centocelle-Grube

Nach Ende des Riegelwaldes führt, zwischen den Häusern, ein interessanter Schacht in die Gartenanlage (Koordinaten 41.87602529, 12.5526271). Der Schacht ist eindeutig zum Transport der Riegelbacksteine, beim Bau der Häuser, angelegt worden. Heute noch kann mittels diesem Schacht die Bergwerksanlage befahren werden. Zwar liegt ein Gitter auf dem Schachtkopf doch dieses lässt sich, zu Revisionszwecken, öffnen.

Neuzeitliche Fundamentabstützungen, so ab 1970, wiederum finden sich in diversen Bergwerksteilen. Im Unterschied zu den beschrieben Backsteinriegeln sind diese neueren Fundamentsysteme auf betonierten Pfählen aufgebaut.

Anfänglich wird eine Bohrung in den Boden, durch den Stollen hindurch, bis auf festen Fels getrieben. Anschliessend wird ins Bohrloch eine Stahlröhre gelassen, sollte so sein, in welche eine Armierung versenkt wird. Zum Schluss wird die armierte Röhre mit Beton ausgefüllt. Je nach erwarteter Belastung werden mehr oder weniger solcher Pfähle eingebaut ehe das Haus, respektive die Hausbodenplatte, auf die Fundamentpfähle gegossen wird.

Fundamentpfahl Centocelle-Grube
Fundamentpfahl Centocelle-Grube

Solche Fundametierungstechniken sind zweierlei in Roms Unterwelt im Einsatz. Grosse Pfähle mit einem Armierungskorb bis zu 80 cm Durchmesser und kleine Pfähle, im Durchmesser von 20 cm, wahrscheinlich mit einem H-Träger als Armierung im Rohr. Im Fundamentpfeiler des oberen Bildes könnte solch ein H-Träger eingegossen sein.  

Dass nicht alle Armierungskorbpfähle wirklich funktionieren lässt sich in der Villa De Sanctis Grube im Ostsektor, eindrücklich beobachten. Nicht alle Pfähle wurden mit Stahlrohren ausgekleidet, eindeutig ein Baufehler. Das nachträgliche Umwickeln der Armierungskörbe mit Blechmanschetten ist definitiv keine funktionierende Lösung.

Friedhof Centocelle

Der Puzzolanerde-Bergbau öffnete zweifelsohne damals wie heute interessante Einblicke in längst vergessene Zeitepochen. Immer wieder trafen Bergarbeiter beim Stollenvortrieb auf ältere Untertagebauwerke.

Hiesiges Beispiel sticht in eine antike Friedhofsanlage, welche wahrscheinlich um 200 nach Christus, allmählich mit Verstorbenen aufgefüllt wurde.

Friedhof Centocelle
Friedhof Centocelle

Fest steht, die Bergarbeiter, ich vermute im 19. Jahrhundert, stiessen beim Stollenvortrieb auf ein oberhalb liegendes Erdgrab welches einbrach.

Einstieg Friedhof Centocelle

Die Gebeine, die in einem Hohlraum innerhalb des Grabs lagen, stürzten in der Folge, durch die aufgebrochene Stollendecke. Der unterirdische Friedhof konnte nun über dies Grab, mit etwas Kletterei, erreicht werden.

Mittels dieser Graböffnung war auch unser der Zugang ins unterirdische Begräbnissystem möglich. Im Bild meine Wenigkeit beim Einstieg über das mehrfach geschichtete Grab.

Die Gräber waren, wie die Spuren zeigten, mit Steinplatten oberhalb abgedeckt. Eine wahrhafte Verlockung für Grabräuber die sich, mittels zertrümmern der Steinplatten, Zugang zu allen auffindbaren Grabnischen, mir bekannt ca 20, verschafften.

Friedhof Centocelle
Friedhof Centocelle

Im Friedhofsteil sind, wie bereits genannt, alle auffindbaren, rund 20 Grabnischen und Erdgräber, aufgebrochen. Noch liegen etliche Knochen früherer Beerdigter in der Grabanlage herum. Die Spuren wütender Vorschlaghämmer sind unübersehbar.

Friedhof Centocelle
Friedhof Centocelle

Der unterirdische Friedhof besteht aus einem Rundgang in der tiefen Sohle, mit verschiedenen Gräber, einem uns unbekanntem, gegenwärtig verstürztem, Stollenwerk in der oberen Sohle und einem Erschliessungsgesenk welches eindeutig mit einer massiven Platte verschlossen ist.

Einst war das untertägige Bauwerk mit schlichten Freskenverzierungen geschmückt. Die Anzahl vorgefundener Gräber lässt auf eine erweiterte, wohlhabende Familie, also Familienangehörige und Bedienstete, schliessen. In der Zeit um 100 nach Christus als Rom zur Milionenstadt heran wachste, waren, wie bereits erwähnt,  Bestattungen innerhalb der Stadtmauern untersagt. Es müssten folglich abertausende Grabanlagen und Gräber in Roms Vororte schlummern.

Friedhof Centocelle
Graffiti im Friedhof Centocelle

Dass wir längst nicht die einzigen Besucher waren die diese antike Bestattungsstätte zu Gesicht bekamen, zeigen die zahlreichen Kerzenrussmalereien.  Ich glaube gar die Jahreszahl 1910 wiederzuerkennen. Fest steht, die Grabanlage kann seit etlicher Zeit, über das alte Puzzolanbergwerk bequem erreicht werden was eine stetige Zerstörung begünstigte und heute begünstigt. Oberirdisch vermute ich dies Untertagewerk einige Meter unterhalb der Station Centrocelle. Die hin und wieder anfahrende Strassenbahn ist in den Gewölben gut hörbar.

Indessen ist der alte Zugang, unterirdisch sichtbar, Tagseitig seit nachweislich lange nicht bekannt. Eine dicke Platte schliesst die alte Zugangstreppe. Die Platte wiederum dürfte einige Meter unterhalb Boden begraben liegen.

Auf der Kartierung des Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale ist die Grabanlage nicht eindeutig identifizierbar.

Centocelle Bahntunnel

Der Bahneinschnitt mit anschliessendem Tunnel war Teil eines, 1941 imitierten, U-Bahn Projekts zur Anbindung des Stadtteils Centocelle an die Innenstadt. Das Bauvorhaben ist heute auch als Mussolinis U-Bahn, im Volksmunde, bekannt. In den 1950er wurde das Bahnprojekt unvollendet aufgegeben. Noch heute liegen längere Bahneinschnitte, unverbaut im Süden der Stadt, offen. Das Puzzolanbergwerk -Mundloch Centocelle liegt etwa 350 Meter westlich des Centocelle-Tunnelportals. Der rund 1030 Meter lange Centocelle-Tunnel führte unter dem ehemaligem Militärflugplatzgelände hindurch. Heute liegt oberhalb des, im Tagbau erbauten, Tunnels der Centocelle-Park.

IGN-Karte Centocelle
IGN-Karte Centocelle

Auf der alten IGN-Karte, Ausgabejahr unbekannt, deutlich zu erkennen die projektierte U-Bahn-Linie.

Am 12. April 2015 blieb noch Zeit für eine kleine Runde durch den -Bahnstollen

Der, für Doppelspur konzipierte, Tunnelbau liegt nahe dem Mundloch des Puzzolan-Bergwerks was damals, am 12. April 2015 Anlass zu kurzer Sichtung  gab.

Der Tunnel, ach welch Überraschung, ist auch wieder ausgiebig als Champignon-Zucht genutzt worden.

Centocelle Metro-Tunnel
Centocelle Metro-Tunnel

Leider blieb damals wenig Zeit zur weiteren Erkundung dieses durchaus interessanten Werks und auch die weitere Informationssammlung, blieb mangels Zeit, auf der Strecke.  

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Quellen Karten
OSM-Karte www.openstreetmap.org
Katasterplan http://comuneroma.globogis.it/roma_gfmaplet
Untertagekataster http://www.isprambiente.gov.it/it/cartografia/carta-delle-cavita-sotterranee-di-roma
IGN http://www.pcn.minambiente.it/viewer/
Plan Rom in der Antike Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Rom
Zonenplan http://wms.qgiscloud.com/geocart_e42it/e42it_db_roma

Quellen Bilder
Modell Rom in der Antike https://blog.hillbrecht.de
Rom um 1640 / 1846 Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Rom
Bergmann in der Katakombe https://levakov.livejournal.com/74126.html
Pilzkulturen, nicht näher bekannt

Texte, Recherchen
Centocelle https://cristinacosmano.weebly.com/centocelle-sotterranea.html
Untergrundkartografie Centocelle https://www.int-arch-photogramm-remote-sens-spatial-inf-sci.net/XLII-2-W11/403/2019/isprs-archives-XLII-2-W11-403-2019.pdf
Mussulini-Metro https://www.adnkronos.com/fatti/cronaca/2016/12/15/roma-riapre-metro-mussolini_j8Q5Z9acA8O4JWCSb3RSQI.html
Katakomben https://levakov.livejournal.com/74126.html

Links von mir
Beiträge im Blog Roma, Industriearchäologie Hardcore Rom, Teil zwei

Dankblabla
Es Dankeschön allen die in irgendwelcher Form mitgeholfen haben Klarheit in diese Geschichte zu pappen

Seitenupdate 22.10.2019