Update 27.10.2019 / Luisa
Aktuell, die Geschichte ist nun als gelayoutetes PDF mit integrierten Grubenplänen, unter sierra_alhamilla.pdf (13MB gross), verfügbar.
Es ist hierbei wieder eine Geschichte, die vielerlei Ursprung in meiner Kindheit hat, etwas detaillierter erzählt. Wir nennen diesen wunderschönen Ort „Los Baños“ über welchen mein Grossvater Eduardo, als ich noch sehr klein war, viele spannende Geschichten zu erzählen wusste. An diesem Fleck erzählte mein Grosspapa, ich auf dem Schosse sitzend, von magischen Wässern und tief verborgenen Schätzen in ebenso tiefen Schächten.
Ein Ort der heute, besonders hilfreich, ein wunderschönes Thermalbad wie auch traumhafte Palmenpärke beherbergt. Ich indes will schwergewichtig über das kaum bekannte Bergwerk „Minas Los Baños“, die damals erbaute Infrastruktur und die damit verbundenen, heute in die Vergessenheit entschwundenen, Dörfer „Los Baños“ und „Chorrillo“ berichten.
Wie immer ist auch hierbei Basis zu meinem Erguss selbst Entdecktes auf dem Felde. Einiges jedoch, anhand gefundener Spuren, bleibt schlicht eine Annahme und nur Teilweise oder gar nicht beweisbar. Wir bewegen uns im Bereich von 2000 Jahren wobei ich hauptsächlich das 19te Jahrhundert illustrieren werde diese Zeitepoche ist heute ab greifbarsten.
Frühe Stollen und heilige Wässer
Die frühe Erkundung dieses Ecks gründet auf die Zeit der Römer. Es wird, in alten römischen Überlieferungen, von Blei und Silberminen im Gebirge oberhalb Pechina berichtet, auch Gold solle spärlich, in tiefen Schachten, gefunden worden sein. Genauere Daten indes sind aus römischer Zeit nicht bekannt. Da der Bergbau immer wieder grosse Landstriche umpflügte sind die älteren Bergbauspuren grösstenteils vernichtet.
Genauere Nennungen alter Gruben finden sich vorwiegend zur Zeit der Maurenherrschaft in Andalusien um 1100. In Stollen sollen, systematisch erste Silbererze abgebaut worden sein. Die Mauren verfügten, in dieser Zeit, über ein umfangreiches Wissen zu Bergbau und Verhütungstechnik. Allgemein war die Islamisch geprägte Kulturepoche der Mauren reich an, breit gefächerten, Wissenschaften.
Auch auf diese Zeit datieren erste Rennofenfunde zur Verarbeitung bester Waffenstähle wenn doch der Bergbau in der südlichen Gegend der Sierra Alhamilla, zu jener Zeit, hauptsächlich dem Blei und Silber galt. Wann genau das zu Felsspalten herausdrückende, 60 Grad warme, Wasser entdeckt wurde, ist kaum bekannt. Erwähnt werden die Römer, welche das erste Thermalbad, als Bestandteil einer römischen Villa, gebaut haben sollen.
Die 2 grossen Becken im heutigen Thermalbad sollen, wie fundierte Archäologische Untersuchungen ergaben, römischen Ursprungs sein.
Später übernehmen die Mauren Bäder und Villa von den Römern und modifizieren diese der damaligen Modeströmung entsprechend. Die dortigen Landbesitzer erfreuten sich, dank Minen und reichlich Wasser, üppigem Reichtums was umfangreiche Bautätigkeit möglich machte.
Klar ist, dies, stark Eisenhaltige, Wasser, welchem baldig heilende Kräfte zugesprochen wird, stand früh in direktem Zusammenhang mit dem Bergwerken. Der im Wasser enthaltene Eisenanteil wurde nicht nur, der geglaubten heilenden Wirkung, geschätzt, der Rückschluss dass die Mineralisierung ein Indiz für reiche Erze bedeuten könnte lang damals wie heute auf der Hand.
Sowohl die Bergwerke wie das warme, herausströmende, stark mineralisierte Wasser fand lange deren rege Verwendung, dokumentiert indes sind die letzten 1200 Jahre.
Der Südhang des Berges „Sierra Alhamilla“ findet grosse Beliebtheit. Insbesondere das Tal der „Rambla de Baños“ wie auch das anschliessende Tal „Rambla de Espinaza“ werden infolge von Mauren, Geistlichen wie auch von sesshaft werdenden Piraten besiedelt. Das talwärts sich abkühlende Wasser begünstigt eine zunehmend reiche Vegetation, Gärten und Felder entstehen bis weit ins Flachland am Fusse des Bergs.
In den oberen zerklüfteten Felsen, fern der grossen Minen, graben urchige Gestalten nach Erzen während noch urchigere Gestalten den Bergknappen, mit Waffengewalt, dessen Gewinn abluchsen.
9 Paläste, so wird berichtet, entstehen inmitten reicher Palmenhänge. Die Minen erleben dank regem Sklavenhandel ein Revival und auch die warmen Wässer werden zunehmend in grosszügige Bäder geleitet.
Reconquista
Es ist die Zeit der Zurückeroberung durch die Christen um 1489. Auf der Burg in Almeria, der „Alcazaba“ lässt sich diesmal Christliche Herrschaft nieder. Wie üblich waltet zunehmend militärische Macht über das Umland.
Die Burg Tavernas, im Bild, welche über die nahegelegenen Bergwerke auf Sierra Alhamilla wachte und Wegzölle für der Erztransport durch allerlei Taler kassierte, wurde gewaltsam erobert. Heute zeugen einzig noch ausgedehnte Ruinen von der Grösse und der Wichtigkeit der damaligen Regentschaft.
Geblieben sind auch weitläufige Tunnelsysteme an den Hängen der Sierra Alhamilla welche einst zur Befestigung reicher Landstriche dienten.
Bekannt aus Zahlreichen Legenden etwa das Tunnelsystem „Raja Lustrina“ welches, zu einer Talschliessenden Mauer gehörte. Die Mauer ist längst dem Erdboden gleich gemacht indessen bleiben 380 Meter, noch erhaltene, Stollen welche dass ausgeklügelte Befestigungssystem der grossen Maurenherrschaft etwas erhellen.
Nun zurück ins Zeitreich der Zurückeroberung durch die spanische Krone um 1489 und somit der zunehmende Einfluss der Christianisierung. Eine Zeitepoche die der Wissenschaft und der Technologie ein merklicher Dämpfer verpasste. Die grossen Bergwerke mit ausgefeilter Verfahrenstechnik verlieren auf Sierra Alhamilla an Bedeutung.
Währenddessen, im zerklüfteten Gebirge, in unwegsamen Gegenden der Sierra Alhamilla, noch immer eine Vielvölkergemeinschaft, meist Familienbetriebe, kleinere Abbauten bewirtschaftet. In gut erreichbaren Gebieten indes schwindet der damalige Reichtum einer früheren Maurenkultur. Paläste und Bäder zerfallen, Räuber, Banditen und Piraten treiben ihr Unwesen in den umliegenden Dörfern. Ganze Dörfer auf den Hügeln werden aus Furcht vor den Räubern aufgegeben. Aus jener Zeit sind etliche Gerichtsurteile bekannt die belegen dass jenes Gebiet um die „Sierra Alhamilla“ alles andere als friedfertige Bewohner beherbergte. Gleichzeitig, so kann angenommen werden, nutzen etwas versiertere Ausgestossene die zahlreichen Minen um die „Sierra Alhamilla“. Insbesondere das begehrte Blei und Silber wurde in den noch vorhandenen Stollen gefördert und auch die Bedeutung des Eisens schien zuzunehmen.
Die Kirche und deren neu entdeckten Barmherzigkeiten
Im Jahre 1777 baut der damalige Bischof von Almeria das Thermalbad „Sierra Alhamilla“ auf den Fundamenten einer dortig ruinösen Villa. Die 2 Wannen sind auch wieder, wie die aktuelle archäologische Untersuchung zeigte, ziemlich dem Original, römischer Bauart, übernommen.
Das Thermalbad solle erkrankten, Ordensbrüdern und Schwestern durch die warmen, mineralienreichen Wässer, Heilung bringen. Einige dortig niedergelassene Ärzte erforschen und dokumentieren die heilenden Kräfte des Wassers. Die heutige noch vorhandene Grundsubstanz des Termalbades stammt grösstenteils aus dem Neubau von 1777.
Bild links, Stollen Thermalquelle
Die Minen, zu jener Zeit bereits fester Bestandteil des Thermalbads, versinken allmählich im Dornröschenschlaf letztere kleinere Knappengemeinschaften verliessen, mangels günstiger Erträge, die Stollen. Die Wege-Infrastruktur indes wird zunehmend ausgebaut um kranken Brüdern und Schwestern des Bistums Almeria den Zugang zu den Thermalquellen zu vereinfachen.
In dieser Zeit, so wird erzählt, entsteht der erste Fuhrweg mit Brücke, dem Fluss folgend. Um die Jahre 1800, das Bistum Almeria in neu erstrahlter Investitionslust, entsteht am Fusse der Sierra Alhamilla am Hügel „Alfaro“ das zweite unter Kirchlicher Regentschaft stehende Termalbad „Baños de Alfaro„. Das Thermalbad „Baños de Alfaro“ indes soll dem weltlichen Volk offen stehen. Da das Wasser aus der Thermalquelle „Baños de Alfaro“ nur spärlich flieste war deren Betrieb nur von kurzer Dauer. Heute sind von dieser Anlage einzig Grundmauern und Wasserspeicher erhalten.
Territorialstreitigkeiten, ein Jeder ein Kapitalist
1877 wird bescheinigt dass die Liegenschaft und das Land drum rum, also auch die Erzminen „Los Baños“, Eigentum des Staates sind. Die Kirche welche bis anhin das Bad nutzte gibt deren Weiterbetrieb auf.
Daraufhin, im Jahre 1879, erwirbt der New Yorker Geschäftsmann „William Dexter Marvel“ die Eisenerzminen „Casualidad“ und „Graciosa“ für damalig 500 000 Peseten. Beide Minen gelten als sehr alt und sind vermutlich noch aus Maurenzeit.
1893 wird nach einigen Handänderungen das Thermalbad an die deutschen Ingenieure „Bobrzyk“ und „Mischke“ verkauft. Die Verbindung Bergbau und Thermalbad scheint, trotz unterschiedlicher Eigentümer, bedingt durch einige grössere Infrastrukurbauten, sich zunehmend zu konstituieren.
Kurz darauf wird eine Bahnlinie, Schienenbreite 3 Fuss (91.44 cm) zwischen Almeria und „Chorrillo“ und diverse Erz-Seilbahnanlagen aufgebaut. Die Fuhrstrasse „Pechina“ „Los Baños“ wird erneut ausgebaut und die Brücke über die „Rambla de Baños“ verstärkt.
Die Erzbergwerke Marvel Iron Company Limited
Wir nennen das Jahr 1890 als die Gegend oberhalb dem Dorfe „Pechina“ genannt „Los Baños“ sich zum Bergbaudorf entwickelt. Eine Erzseilbahn verbindet das obere Dorf „Los Baños“ mit dem rund 1,5 Kilometer entfernten unterliegendem Ort „Chorrillo“. Geschäftiges Treiben erwacht in der alten Bergbaulandschaft. Erste Bergbaureviere werden festgelegt unter den Namen „Quince de Noviembre“, „Primero de Mayo“, „San Claudio“, „Casualidad“, „Dar el Clavo“ und “ El Descuido“.
Der Plan aus dem Jahre 1923 mit eingefügten Bestandsaufnahmen aus 2018, gibt ein ungefährer Eindruck des damalig anwachsenden Bergwerksbetriebs auf “ Los Baños“. Zahlreiche, eher willkürliche angelegte oder aufgewältigte, Stollen schmälern die Rendite trotzdem verspricht die Zone reiche Eisenerzvorkommen. Die Bergwerksbetriebe sollten in der Folge, in wechselnder Trägerschaft, rund 50 Jahre überdauern.
Auf aktueller Flugbilddarstellung nochmals die östlichen Stollenbauten wie sie heute noch offen liegen.
In Chorrillo wird zum Weitertransport der Erze eine Bahnlinie ins 16 Kilometer entfernte Almeria gelegt. Doch in Almeria werden die Erze noch per Schaufelarbeit aufs Schiff verlanden, was die Effizienz eindeutig schmälert. Zwar sollte einst ein Bahnanschluss auf die benachbarte Verladebrücke der „The Alquife Mines and Railway Company“ gelegt werden doch dies Projekt wurde nie realisiert.
Auf dem Kartenausschnitt Almeria um die 1900 deutlich sichtbar die zwei parallel verlaufenden Bahnlinien. Im Westen die moderne „The Alquife Mines and Railway Company“-Strecke in einer Verladebrücke endend und im Osten die „Marvel Iron Company Limited“-Bahnlinie welche an kleinen Umladestegen abschliesst.
Aufstieg zu grossen Taten
Morgenluft wittern sie alle samt, zunehmend wächst die Bevölkerung in „Chorrillo“ wie auch am oberen Ende der Seilbahn „Los Baños“. Etliche Investoren beteiligen sich an der Bewirtschaftung, respektive an der Ausbeutung, der Gegend. Das Thermalbad zunehmend integraler Bestandteil der Eisenerzinvestoren, wird renoviert und über die Landesgrenzen hinaus beworben. Die neue Bahn befördert ausser Erz auch Passagiere ins benachbarte Thermalbad „Los Baños“. 1904 sollen Teile des Investitions- Paketes der „Gérgal Railway and Mines Company Ltd“ gehören die bereits im nördlich gelegenen „Filabres“-Massiv grosse Eisenerzminen betreibt.
Spuren der Vergangenheit, das Bergwerk, die Gruben
Meine Spurensuche anhand mir bekannten Wissens und Eigenbefahrungen in den Jahren 2017 und 2018, kleine Einblicke ins Bergbauareal „Los Banos“. So sollen, in diesem Abschnitt, einige Gruben und Aussenanlagen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, genauer erörtern werden.
In meiner Seigerrissansicht sind einige Gruben eingezeichnet, der Übersichtlichkeit Willen indes längst nicht alle. Wenn doch mein Geologiewissen eher bescheiden ist so scheinen sich, meiner Meinung nach, anhand der Abbauten, 2 eigentliche Erzgänge, die immer wieder auskeilen, herauszukristallisieren. Hinzukommend waren weitere Erzlinsen im Tagbauverfahren abgebaut.
In der Zeit um 1930 sind zahlreiche Sondierkernbohrungen entstanden von denen ich 4 in meine Zeichnung integrierte. Die tiefste Bohrung mündet bei 171 Meter und schneidet, in beträchtlicher Tiefe, ein weiterer Erzgang welcher, wahrscheinlich nie Bergmännisch angefahren wurde. Wobei zu bedenken ist dass der Schacht „Pozo de la Plata“ heute ziemlich aufgefüllt ist und mir folglich deren Tiefe gänzlich unbekannt bleibt. In meiner Kindheit indes war der Schacht noch offen und von, nach jeweiligen Steinwürfen, den Aufschlägen lauschend, geglaubter Unendlichkeit. Wissen tun wir heute das die Anlagen magels Ertrag nach einer langen und intensiven Abbauära aufgegeben wurden.
Mina de la Plata im Revier Casualidad
Eine, wohl die legendenreichste, ist die „Mina de la Plata“ und, wie der Name unschwer erahnen lässt (Plata für Silber stehend), damals, zeitlich weit vor Marvel, Blei und Silber förderte.
Sicher ist, bei Handänderung um 1879, war der Eisenerzabbau von Hauptinteresse.
Diese Stollenanlage dürfte aus früher Zeit stammen, welche mit grösserer Schwester „Graciosa“, „William Dexter Marvel“ im 1879 käuflich erwarb. Im Innern sind lange Stollenabschnitte sauber mit Versatz ausgebaut. Teilweise mit Gips ausgespachtelte Rundbögen vermittels den Eindruck einer unumstösslichen Stabilität.
Ob William Dexter Marvels Leute Silber respektive Blei fanden entzieht sich meiner Kenntnis. Unbestritten, ab 1879 galt das Hauptinteresse dem Eisenerz. Die „Mina de la Plata“ welche bei der Revieraufteilung zu „Casualidad“ umbezeichnet wurde, dürfte keine grossen Erträge abgeworfen haben. Die Stollen sind eher klein und ausgedehnte Aufhauen sucht man vergebens hinzukommend war das enge Stollenwerk auf mühsame Handarbeit, Espuertaförderung (Stohkörbe), ausgelegt.
Noch heute sind Schienen, im innern der Mine, auf einem unterirdischen Schachtkopf platziert. Dieser Fundus an bestem Baustahl überlebte die Jahre im Schachte dank der Tatsache dass dies Bergwerklein äusserst eng gebaut ist und ein Abtransport des begehrten Schienenstahls wohl akrobatisches Können vorausgesetzt hätte. Was die Schienabdekung für einen Zweck erfüllte weiss niemand wirklich.
Die Grube, mit einer Stollenlänge von 100 m, ist aktuell, restlos fahrbar. Ob die Männer von der Marvel-Gesellschaft nennenswerten Abbau betrieben, ist, wie bereits erwähnt, anzuzweifeln. Die Mine ist sehr eng und es gibt keinerlei Indizien für grössere Infrastrukturbauten. Noch hinzukommend war die Gesellschaft schwergewichtig an der Eisenerzgewinnung interessiert, in der Mina de la Plata gibts kaum Spuren von Eisenerzen.
Tagbauten Bereich Galeria del 3. Piso Revier Primero de Mayo
Anmerkend, das Revier Primero de Mayo war ab dem Jahre 1890 ein Zukauf der Marvel Iron Company Limited.
Ältere Stollen wurden wahrscheinlich in oberen Lagen, wo der Ausbiss im Tal sichtbar auftrat, knappe 100 Meter oberhalb des Thermalbads, angelegt. Der Bergbau ab 1890 hat indes, zweifelsohne, ältere Spuren ziemlich effizient vernichtet. Die letzten Phasen des Förderbetriebs um die 1920er gipfelten in Sprengstoffintensive Tagbauten die sporadisch ältere Bergbaufragmente offen legten.
Tagbauten Quince de Noviembre
Das Revier „Quince de Noviembre“, ist heute eine riesige, viele Jahrzehnte, verlassene Tagbaustelle mit Resten alter Abwurfanlagen. Die Stollen aus Ende des 19. Jahrhundert sind grösstenteils weggesprengt. Was noch bleibt sind wenige Meter bis Stollenbrust. Auf meinem Plan welcher als Grundlage alte Grubenpläne nutzte, ist in diesem Bereich noch ein Gewirr langer Stollen eingezeichnet. Zwar existierten einst diese Stollenbauten doch in neuerer Abbauzeit sind die Untertagehauen alle dem Tagbau gewichen.
Hauptwerke im Revier Primero de Mayo
Interessant sind die zwei reichlich ausgebauten und innendurch ausbetonierten Stollenmünder die ziemlich mittig im Revier „Primero de Mayo“ liegen. Die meisten Stollen liegen im besagten Revier „Primero de Mayo“ und wie sichs gehört, tragen diese, zur Orte passende Namen. Nur die 2, stolz ausgebauten, Werke verfügen über keine Namensüberlieferung.
Heute weiss ich, das linke Mundloch gehört zum Sprengstoffmagazin während die rechte Öffnung in eine grosse, sehr grosse Abbauzone führt. Sprengstoffdepot wie Stollen waren mit 60er Schienen erschlossen. Die wichtige rechte Förderstrecke gabelt unter Tage in zwei weitere Strecken die grössere Abbauten erschliessen.
Im Innern sind sporadisch improvisierte Holzeinbauten anzutreffen die wahrscheinlich aus neuerer Zeit stammen. Entgegen des hier gezeigten Bildes sind die Stollen und insbesondere die Abbauten eher kleineren Ausmasses. Es zeigt sich eindrücklich welch unwürdige Arbeitsbedingungen noch 1920 in den Bergwerken um Sierra Alhamilla geherrscht haben müssen.
Galeria de las Pencas Primero de Mayo
Die tiefer gelegenen Stollenwerke, im Bild „Galeria de las Pencas“, liegen knapp auf Höhe Thermalbad. Sie sind, teils verschüttet, teils vergittert, nur schwer erreichbar, trotzdem gelten ihnen die, offensichtlich, grösste Aufmerksamkeit noch in Neuzeit. Die Befahrung dieser, imposant ausgenbauten, Strecke forderte von mir und meinen Freunden viel Schaufelkraft. Was die feinen Latten unter den Dachtragenden Schienen sollten, bleibt ein Rätsel. Sicher erscheint, dies feine Tannenholz ist viel jünger als die 1920er.
Der Stollen hat zwei Zugänge wovon der einte Ausgang als Wetterstollen, respektive als Wettergesenk, funktionierte. Im Innern wird mörderische Hitze spürbar, schnell wird klar, die zerklüfteten Abbauten, selten unter 40 Grad Umgebungstemperatur, erreichen das heisse Wasser. Wer in dieser staubigen, stickigen Umgebung arbeitete erfreute sich kaum passabler Gesundheit. Abbauten sind links und rechts der Hauptstrecke ausmachbar diese jedoch sehr zerklüftet und ebenso gefährlich.
Galeria baja de las Pencas Primero de Mayo
Ausnahmsweise ein Bild einer engen Abbaustrecke die in schwerster Handförderung, mittels Strohkörben, bearbeitet wurde.
Wie der obere Stollen erreicht, die nächsttiefere Strecke, diesmal über ein kleines Abbau-, Sondiergesenk, das heisse Wasser.
Auch wieder liegen zerklüftete Abbauten offen und auch, wie beim oberen Werk, gibt’s ein zweiter Zugang welcher hinter den Bauruinen beim Thermalbad endet. Da sowohl Bergwerk wie die dahinterliegenden Bauruinen zum Thermalbad gehören, erscheint naheliegend dass der zweite Ausgang zu Neuzeit, um die 1990er, hinter die damalige Neubaustelle verlegt wurde. Wieso diese Stollenaufwältigung, realisiert wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Tatsache ist, der untere Stollen wird noch heute gepflegt, wenn auch nur sporadisch. Ein auch so interessantes Detail liegt in der Tauchpumpe welche im Thermalwasser dümpelt und einst hätte den Neuzeitlichen-Pool mit Frischwasser versorgen sollen. Den interessanten Bauruinen widme ich zu späterem Zeitpunkt in dieser Geschichte weiteres Augenmerk.
Die Aussenanlagen
Die Flugaufnahme aus den Jahren zwischen 1973 bis 1986 zeigt den, mir als Kind noch geläufigen, Zustand des Bergwerkbetriebs. Damals war das verlassene Areal wie auch das verwaiste Thermalbad über eine holprige Strasse, im Bild am rechten unteren Eck, zu erreichen. Um das Thermalbad gruppierten sich einige kleinere Häuser die wahrscheinlich den Bergleuten als Unterkunft zur Verfügung standen. Als ich als Kind in den 1970er das Gelände kennenlernte, lebten nur noch Wenige im Ort. Damals zu meiner Kindheit langen zwei Gaststätten an unwirklicher Hauptstrasse die noch heute lokale Tapas servieren. Der Weg war in den 70ern mühsam und Steinig doch bereits mit einem besseren Auto machbar. Die Erze hattens bis in die 1930er eindeutig bequemer, diese wurden auf eine Seilbahn verlanden und erreichten, mittels Schwerkraft, den Bahnhof, respektive den Verlader, Chorrillo.
Eindeutig wiederzuerkennen der runde Röstofen mit welchen die Erze gegen Ende der letzten Bergbauperiode weiter optimiert wurden.
Heute steht der Ofen, rechts im Foto, in etwas gestutzter Form, immer noch unverrückt neben dem Hauptsilo. Am Ofen fehlen die oberen Meter wie auch der Kaminaufsatz. Mein Foto zeichnet die Ansicht in Südrichtung quasi der Seilbahn folgend die, logisch, im Bild auf der linken Seite neben dem Erzsilo endete.
Die Seilbahnbeladeeinrichtung stand einst auf der Gegenseite des Silos, Bildmittig, auf dem aktuellen Foto, also quasi gegenüber des Ofens auf der Linken Bildseite.
Ein Historisches Bild, leider nicht allzu tolle Qualität, aus dem Buch „Trenes, cables y minas de Almeria“, zeigt die Bergstation ca um das Jahr 1900. Im Bild gut erkennbar die Erzkessel auf dem Drahtseil sowie, hinten links, das Gestänge um die Kübel vor die Rollenschnauzen des Silos zu fahren .
Auf dem Flugbild ist weiter die Balsa, das Wassersammelbecken, ziemlich genau Bildmitte wiederzuerkennen. Dieses Wasserbecken sammelte das aus den Stollen wenige Wasser um es für Bergbau, Kühlwasser, und Landwirtschaft zu nutzen. Heute steht anstelle des Wasserbeckens ein Swimmingpool welches zum Thermalbad gehört das indes längst bessere Tage kannte.
Die Zulieferergrube El Descuido
Die Grube Descuido gehört wahrscheinlich auch zu den eher älteren Bergwerken die unter William Dexter Marvel zum Bergwerksareal Los Baños zusammengefasst wurden. Wer heute auf der Strasse kurz vor Los Baños den Blick steil nach vorne richtet, erkennt ein Rostrotes Steinungetüm am Berghang. Man sei anfänglich gar geneigt ein Mund zu vermuten was eindeutig eine Fehleinschätzung ist.
Das Erzfarbene Bauwerk war einst die Erzrutsche von der Grube El Descuido. Am unteren Ende der Erzrutsche ist ein Tor angebracht welches, von unten her betrachtet, den Falscheindruck, eines Mundlochs vermittelt. Oberhalb der Erzrutsche liegt die Komplette Infrastruktur eines Bergbaubetriebs. Pochplatz, Umladeplatz wie auch Knappenhäuser stehen nahe der Erzabwurfanlage. Deutlich ferner mit einer, heute restlos zurückgebauten, 60er Stollenbahn erschlossen, liegt das heute verstürzte unterste Descuido-Mundloch. Wer folglich dem Stollenbahntrasse folgt, durch den kurzen Tunnel hindurch, findet das Descuido-Grubengebiet vor sich.
Die Grube Descuido
Die Grube nennt sich lieblich „Descuido“ was für „das Versehen“ steht. Wer dies Werk, jedoch übers mittlere kleine Mundloch, betritt sollte sich keineswegs versehen. Die Struktur ist kaum durchschaubar und ein Verirren überaus wahrscheinlich. Auch diese Grube könnte längst vor Marvel, aktiv Eisenerz oder sonstwas gefördert haben. Wieder, unmissverständlich erkennbar, bald ab Mundloch, keine eigentliche Fahrstrecke. Mittels Espuertas (Strohkörbe) zogen die Knappen das schwere Erz auf und ab.
Auf der untersten Sohle legte Bergbaupionier Marvel eine Fahrstrecke an welche die alten Gruben erschloss. Diese Fahrstrecke, mit einer Länge von gefühlten 400 m, ist in Richtung Tag gnadenlos verstürzt was den Besucher zur Rückreise übers, eines der kaum überblickbaren, Abbaufelder zwingt. Die Grube kennt insgesamt 3 Stollenmünder wovon das unterste, nahe Tag, die Hauptfahrstrecke, in einer Schieferzone, komplett verbrochen ist. Die anderen 2 Mundlocher schliessen an, äusserst verworrene, Abbaugesenke. Abgesehen von reichlich Eisenerz haben meine Gesteinsbewanderten Freunde noch Unmengen an Schwerspat gefunden. Beide Sichtungen dürften indes einem kommerziellen kaum genügen.
Das Gegenende der Seilbahn, Chorrillo
Am unteren Ende der, nach meiner Messung, 1341 Meter langer Seilbahn, liegt in mitten damalig blühender Felder, das heute verlassene Dörfchen „Chorrillo“.
„Chorrillo“ steht für dünnes Wasserstrählchen, und solle einst auf das kleine Bächlein anspielen welches auf dem Weg von Los Baños ins Dorf allmählich im Sandboden versickerte. Auf Chorrillo blieb nur wenig des begehrten Wassers, trotzdem reichte dieses, dank raffinierter Becken und Kanalsysteme, um üppige Felder zu bewässern. In später Epoche kam eine Grundwassertauchpumpe hinzu die noch heute steht indes selten Wasser schöpft. Das Dorf Chorrillo ist seit vielen Jahrzenten gänzlich verweist.
Zweifelsohne, früh war hier Landwirtschaft in zahlreichen Terrassenfeldern betrieben worden. Doch erst mit dem Einzug der Eisenerzbahn von „William Dexter Marvel“ erlangte der Ort seine kurze Bekanntheit über die Landesgrenzen hinaus. Zur Landwirtschaft gesellte sich die gesamte Infrastruktur eines Bergbau-Endstationsbahnhofs mit der Eisenerzverladeanlage, den Werkstätten, Bahnhofsgebäude und Wasserturm für die zwei Dampfloks.
Die Schmalspur-Bahnstrecke, 3 Fuss, auf Chorrillo endet im Depotgebäude und Werkstätten. Ums Bahnhofsgebäude gruppierten sich weitere kleine „Cortijos“, Höfe, die nach Ende der Bergbauära allmählich zerfielen.
Der Vergleichswillen, der Anlageplan von 1893. Links die Seilbahntalstation mit Entladeeinrichtung und rechts die Bahnanlagen.
Das Bahnhofsgebäude steht noch immer. Sichtlich ramponiert und etliche male ungenutzt, ist dessen Urbestimmung heute nur noch schwer erkennbar. Ich hab auf meinem Bild eines der letzten Zustände gebannt die dem Bahnhof Chorrillo an nächsten kommen denn, ins Land zogen die Filmer, wie bereits auf dem Detailluftbild deutlich zu erkennen ist.
Die Gemeinde Pechina, auf dessen Grund Chorrillo steht, wusste bald um die wahre Goldgrube die in den alten Ruinen steckte. Immer wieder wurden grosse Filmproduktionen in der Gegend um Almeria realisiert. In den 1960ern wars Sergio Leone mit dessen Italowestern welcher der Region, eine, über die Landesgrenzen hinaus, hohe Bekanntheit verpasste. Erst jedoch das hiesige Jahrtausend machte die alten Ruinen mittels teuren Drehrechten zu regelrechten Goldminen.
Hollywoodgrössen wie Ridley Scott mit „Exodus: Gods and Kings“ bauten Pharaonenstädte ins Örtchen Chorrillo. Die ursprünglichen Bauten sind, leider, bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet.
Wo einst der Bahnhof Alfaro stand, die frühere zweite Seilbahnverlandeanlage, dazugehörend zu den Bergwerken Alfaro, ist heute alles feinsäuberlich plattgewalzt. Auf meinem Foto die Ansicht im Mai 2012 als noch die alte Bahnhofsinstallation in Form einiger Steintrümmer ausmachbar war.
Auch von dieser Anlage ist ein Plan überliefert welcher die Talstation-Installationen deutlich wiedergibt.
Auf der besagten Fläche tummeln sich stattdessen aktuell mobile Kulissen, neugierige Pferde und sonstige geschäftige Filmleute. Heute sind die Spuren der Filmindustrie allgegenwärtig. Die Nutzung intensivierte sich, mit den grosser Film- Streaming-Diensten in die letzen Jahren. Streaming-Firmen wie Netflix verfügen über genügend monetäre Mittel um aufwendige Produktionen weltweit zu realisieren. Gemeindepräsident „Juan Manuel López Rodriguez“, und sein Team freuts, wird somit rege Drehgenemigungsgeld in die Gemeindekasse gespült.
Zurück zum eigentlichen Thema, dem Bergbau was Kernthema dieser Geschichte ist.
Gemessene 100 Meter ab Bahnhofsgebäude steht noch immer der wuchtige Verladebahndamm auf welchem die Holzkonstruktion der Seilbahnumladestrecke zu stehen kam. Von der eigentlichen Umladebrücke sind keine Teile mehr erhalten geblieben. Wenige Meter neben dem Bahndamm posiert das schwere Seilbahnspannfundament mit Gewichtsschacht.
Ein Bild der Verladeeinrichtung im Jahre um ca 1900 ist mir, aus dem Buch „Trenes, cables y minas de Almeria“ in die Finger gekommen. Leider nicht die allerbeste Bildqualität trotzdem deutlich zu erkennen die Laufschiene auf welcher die Kessel an die gewünschte Entlade, Ladeposition geschoben werden könnten. Auch zu sehen die Spanneinrichtung um das Seibbahndrahtseil straff zu ziehen.
Wer dem Seilbahnverlauf in Bergwerksrichtung folgt wird bald aufs nächste grössere Fundament der Seilbahnanlage stossen. Dieser mächtige, betonierte Klotz stabilisierte die Drahtseilsteigung.
Andere Richtung, dem Bahntrasse, folgend, erreicht man baldig die zweite, heute komplett wegplanierte Seilbahntalstation, welche die westlichen Bergwerke, diese im Besitze von Hermann Borner, bediente. Die Zweite Seilbahn baute der Investor und Minenbesitzer Borner in den Jahren 1893 für den Erztransport aus den Minen „Mina Rica“, „Mina Felisa“ und weiteren Minen im Westhang. Die Seilbahn besteht aus 2 Strecken wovon die untere 3650 Meter und die obere 1650 Meter lang sind. Die Spannvorrichtung liegt an Stelle wo beide Bahnen fast rechtwinklig zusammentreffen. Am Ende der Gesamtseilbahnstrecke lang einst eine Stollenbahnverbindung welche mittels Bremsberg bis in die oberste Mina Felisa reichte.
Auf meiner Übersicht erkennbar in hellgrün, die 3 Fuss-Bahn welche bis nach Almeria an den Strand zur Schiffsverladung führte. Dunkelgrün die 60er-Stollenbahnen und in roter Linie die Seilbahnen wovon die westlich gelegene lange Strecke zur Minengruppe aus Hermann Borners Fundus gehörte. Die zweite Seilbahn im Osten erschliesst die Bergbaureviere von William Dexter Marvel. Beide Seilbahnen nutzen die gleiche Bahnlinie zur Schiffsverladung. Die weissen Punkte sind Mundlöcher wovon die im Westen liegenden restlos bekannt und erkundet sind.
Die Hermann Borner-Gruben Mina Felisa
Ehe ich mich anderen Geheimnissen zuwende ein kleiner Abstecher ins Hermann Borner Abbaugebiet am benachbarten Westkamm der Sierra Alhamilla die „Minas de Alfaro“ wenn doch, nicht ganz korrekt, nicht im Alfaromassiv liegend. Bekannte Flurnamen der Bergwerke, so auch in der offiziellen Karte markiert, sind „Mina Rica“ stehend für Reiche Mine und die „Mina Felisa“. Beide Bergwerke umspannen ein Gebiet von 2 mal 3 Kilometer. Wie bereits erwähnt nutzen diese Minen die lange Seilbahn bis zur 3 Fuss-Bahn.
Insbesondere die Mina Felisa war uns eine ausgedehnte Befahrung und Erkundung wert darum hier ein etwas detaillierterer Beschrieb dieser Anlage.
Die Mina Felisa liegt auf gute 880 Meter über Meer und ist somit die höchstgelegene Abbaustelle aus dem Hermann Borner Besitz. Ein ausgeklügelten Stollenbahnnetz erreichte, über komplexe Bremsberganlagen den Seilbahn-Verladesilo 400 Meter tiefer.
Noch heute stehen elegante Brücken über ausgedörrte Bachläufe. Das 60er Schienensystem indes ist auch auf dieser Anlage restlos abgebaut.
Mina Felisa noch erkennbar die Ruinen der Knappenhäuser knapp unterhalb der Halde.
Dies Bergwerk, wie alle weiteren Bergwerke aus der Hermann Borner-Gruppe förderten Eisenerze. Den weit verstreuten, auffindbaren Installationsresten nach zu urteilen könnte diese Grube, in der Blütezeit, durchaus rentiert haben. Man bedenke indes dass zu Zeiten des beginnenden 20ten Jahrhunderts die Arbeitskraft in dortiger Gegend kaum Kosten verursachte wonach manche, beobachteten Abbau und Fördertechniken an hiesiges Mittelalter erinnern. Insbesondere in den zerklüfteten Abbauhallen ist fast ausschliesslich in Körben Material aus dem Berg geschleift worden.
Die Gruben sind, wie bereits genannt, teils in wuchtige, sehr zerklüftete Hallen geweitet. Unterhalb der Hauptabauzone ist ein Rollstollen angelegt. Mittels Abwurfschacht konnte so das Erz auf die Kipploren verladen werden. Heute mottet eine tote Ziege im Rollstollen vor sich hin.
Im Bereich Mina Felisa respektive Mina Rica finden sich zahlreiche Sondierstollen die jedoch keinerlei Erz aufspürten folglich beschränken sich die grossen Erzfunde auf ein paar wenige Linsenartige Vererzungen.
Trotz des beschwerlichen Weges ein für mich durchwegs lohnender Einblick in ein rund 50 Jahre verborgenes Kapitel meiner Neugierde. Ein Gebiet über welches mein Grossvater viel zu berichten wusste, ich dennoch knapp 52 Jahre warten musste ehe ich Einblicke erhaschen konnte und ein Kapitel welches noch lange nicht geschlossen ist. Noch zu entdeken bleiben die Minen ums Erzsilo „Mina Infanta Isabel“, „Mina mi Carmen“, „Mina Antonio“ und Hauptstrecken „Mina Rica“
Zulieferanlagen / Umlader Minas de Alfaro
Am ehemaligem Ende der Alfaroseilbahn finden sich heute noch zahlreiche Installationen der grossen Umlade und Bergwerksanlage mit geläufigem Flurname “ Minas de Alfaro“. Zwar sind auch diese Minen auf dem Sierra Alhamilla-Massiv doch die Nähe zum Alfaro-Gipfel sorgte für deren Namensgebung.
Tiefe Bergeinschnitte und zahlreiches Rostrotes Gestein zeugen noch heute von grosser Bergbautätigkeit. Auch auf diesen Anlagen spielte Hermann Borner als Minenbesitzer, um die Jahre 1899, eine wesentliche Rolle. Obschon zahlreiche Anreinergruben oft die Hand änderten wahr mehrheitlicher Besitzer der New Yorker Investor Borner. Auch die Reviernamen, bedingt durch den lebhaften spekulativen Handel, sind kaum konstant geblieben. Nach Hermann Borners Auftritt folgte in den Jahren 1910 bis 1930 eine weitere grosse Übernahmewelle durch die „The Alquife Mines and Railway Company“. Gefundene Artefakte in den Stollen, eine Sprengstoffkiste, vermutlich voll, und eine Motorenöldose, lassen gewisse kleinere Bergmännische arbeiten um die 1960er oder später vermuten.
Letzte Prospektionsversuche wurden, gemäss Konzessionsgesuche, in den 1970ern noch geplant, zum Abbau kam es indes nachweisslich, nach Demontage der Seilbahn um etwa 1930, nie mehr.
Markantes Element der Alfaro Eisenerzminen, erbaut durch Hermann Borner, ist die Seilbahn mit grossem zweigeteiltem Verladesilo am Nordwest-Ende des Werkareals Alfaro. Im Bild rechts die Siloanlage mit seitlich angebrachten Rollenschnauzen zur Füllung der Seilbahnkübel und mittig im Bild der Bergeinschnitt in erster Hügelkette zur ungehinderten Überfahrt der Seilbahn. Heute sind alle Seilbahnkomponenten abgebaut, vereinzelt sind noch Mastfundamente erhalten.
Untertage-Anlagen Virgen del Romeral / Potosi de San German
Zweifelsohne in der kurz gesetzten Zeit eines Tages war eine Erforschung der umfangreichen Eisenerzgruben kaum möglich. Wie ich glaube eines der Hauptwerke solle hier kurz beschrieben sein.
Charakteristisch in Almeria, die billige Arbeitskraft im Verhältnis zu kostspieliger Mechanisierung begünstigte Bergmännische Techniken wie sie in Mitteleuropa mit Ende des 18ten Jahrhunderts verschwanden. Über enge Fahrstrecken erfolgte die Förderung fast ausschliesslich mittels Körben „Espuertas“ und brachialer Muskelkraft. Nur kurze horizontale Förderstrecken waren, wenn überhaupt, mit Rollmaterial ausgestattet. Im Bild die ausgemauerte Fahrstrecke welche ein Abbaufeld unterfährt.
Der Bergbau war zweifelsohne, noch im 20ten Jahrhundert, geprägt von grosser körperlicher Anstrengung und massiver gesundheitlicher Belastung. Abbaufelder folgen konsequent den profitablen Erznestern. Die Arbeit in den unförmig ausgesprengten Erznestern dürfte den Höllendarstellungen des Mittelalters in nichts nachgestanden sein. Im Bild eines der zerklüfteten Abbaufelder.
Ventilation war, über alle Zeitepochen hinweg, ein erstzunehmendes Problem. Gerüchte wonach es zu einigen Unfällen, magels Sauerstoff, gekommen sei, zirkulieren einige. Zahlreiche Schächte, teilweise in sauber ausgemauerten Gestalt, sorgten für die Bewetterung in den staubgefüllten Stollen. Noch heute liegt, bei kleinster Unruhe im Berg, dicker Staub in der Luft. Die Gruben sind durch ein verzweigtes Netz an Fahrstollen erschlossen. Wahrscheinlich in Zeit der Bornerdynastie sind die kleinen, kaum Mannsgrosse Stollen an tiefster Stelle mit Horizontalen 60er Geleisanlagen erschlossen worden. Alle Gleiswege führten an die Hauptsiloanlage im Nordwesteck des Areals.
Der Grundriss ist keineswegs über alle Zweifel erhaben, insbesondere die untertänigen Werke sind aus meiner freien Hand entstanden. Die Aussenanlagen indes lassen sich, über bekannte Luftbilder, heute recht gut nachvollziehen. Die Ansicht vor Ort offenbarte die oft gefehlten Details. Der Bremsberg, von der Mina Felisa kommend, erreicht die tiefste Rollstrecke, 550 müm, welche direkt am Hauptsilo mündet. Auch auf dieser unteren Ebene mündet die Rollstrecke der bekannten grössten Grube. Weitere ehemalige Rollstrecken finden sich in höheren Lagen, teils erschlossen diese Tagbaustellen. Heute sind keine Geleise auffindbar einzig das unterste Geleisebett zeigt sich in sauber ausgepflasterter Struktur. Auf der Höhenlinie 600 müm sind Knappenunterkünfte (Wohnhöhlen) , Schmiede, Pochplätze und Fahrstollenmünder angesetzt. Die Seilbahn führte, wie beschrien, vom Hauptsilo aus, über eine Umlenkstelle, an den Bahnhof Alfaro.
Das Geheimnis um des Bergknappen letzte Ruhestätte
Alte Karten von Andaluzia wissen von einer alten Friedhofsanlage knapp unterhalb Los Baños zu berichten. Tatsächlich sprechen Grubenpläne eine eindeutige Sprache was die damalige Wohn und Arbeitsbevölkerung in Los Baños anbetrifft. Es müssten einige 100 Personen im beschaulichen Ort Los Baños zwischen 1880 und 1930 gelebt haben um diese Mengen an Hohlräumen im Berg zu generieren. Zwangsläufig müssten auch welche gestorben sein und deren verdiente letzte Ruhe nahe dem Orte gefunden haben. Dieser Friedhof von Los Baños war den auch Ziel eines Ausflugs.
Der Friedhof liegt gut verborgen zwischen den Hügeln mittig Los Baños und Chorillo. Beide Orte dürften diesen Begräbnisort genutzt haben. Irgendwann, niemand weiss dies so genau, wurde der Eingang zugemauert. Bei unserem Besuch klaffte ein grosses Loch in der Friedhofs-Mauer welches uns den Eintritt gewährte.
Im Innern zeigte sich ein Bild der Verwüstung keineswegs war den verstorbenen eine ewige Ruhe gewährt.
Der einzige noch fest verankerte Grabstein ist auf das Jahr 1918 datiert. Weitere Grabsteine, die verstreut herumliegen, sind bis aufs Jahr 1936 nachverfolgbar. Soweit gefunden sind Normgrabsteine verbaut worden.
Einige Erdgräber sind geöffnet, auch so liegen die zwei noch verbleibenden Grabnischen aufgebrochen und leer. Der aufgewuchtete Gebeineschacht ist auch so sauber leer geräumt. Die Toten sind hier, wies scheint, klangheimlich verschwunden. Einzig etwas Sargholz ragt aus einem Backsteinhaufen und in einer Grabnische liegt ein interessantes Relikt aus der Bergbauzeit, eine Norm-Stollenbahn-Schiene.
Wir stellten fest, die letzte erkennbare Bestattung fand 1936 statt, fest steht auch, der Eingang zum Friedhof ist über 50 Jahre zugemauert. Merkwürdig jedoch, niemand aus dem Dorf weiss über den Verbleib der Gebeine. Auch so scheint diese Geschichte wie ausgeblendet. Klar ist, die Spuren zeugen nicht unbedingt von einer offiziellen Exhumierung. Fest steht weiter, das Friedhofsareal erfreute sich äusserst selten über ausgiebigen Besuch.
Kein Zweifel, wir werdens wahrscheinlich nie erfahren.
Aufstieg und Fall, die Geschichte geht weiter
Über irgendwelche Umwege erwirbt die inzwischen richtig Fett gewordene „The Alquife Mines and Railway Company“, um 1910, grosse Teile der Aktienpakete der „Marvel Iron Company Limited“ und der „The Chorrillo Almeria Railway Co. Ltd“.
1914 wird selbige Gesellschaft „The Alquife Mines and Railway Company“ Besitzer der Thermalbäder.
1915 sind allmählich alle Abbaugebiete erschöpft. Die Eisenerzgesellschaft fährt, trotz des zunehmenden Personenzugsverkehrs auf der Bahnstrecke „Almeria Chorrillo“, happige Verluste ein.
1920 werden die Bergwerksanlagen, die Bahnlinie und Seilbahnen aufgeben.
1934 wird die Bahnanlage verstaatlicht mit wenig Erfolg. Nach dem Spanischen Bürgerkrieg sind weite Teile der Bahnstrecke verschwunden. Schienen und Installationen zusammengeklaut, die Siedlung „Chorrillo“ aufgeben. Die Felder verenden allmählich und die Häusersiedlung zerfällt.
Das Thermalbad wechselt etliche male die Hand ohne je Wiederbelebung zu erlangen.
Im Jahre 1987 bildet sich die Gesellschaft „Aguas de Sierra Alhamilla SA“ mit der Idee das heilende Wasser wie auch die Bäder wieder zu nutzen. Gesellschafter zu je 50 % sind „Isidro Pérez Molina“ und der deutsche Investor und Tourismuspionier „Gerhard Ackermans“. Wenig später wird unter neuer Eigentümerschaft das Thermalbad restauriert und wiedereröffnet. Die Minen „Los Baños“, heute unbrauchbares Gelände, sind im Staatsbesitz. Die Konzession für die Nutzung des Wassers ist von“ The Alquife Mines and Railway Company Limited“ an die „Aguas de Sierra Alhamilla SA“ übergewechselt.
Die Strasse AL-P-816 ist im Jahre 1986 gebaut worden womit die Erreichbarkeit des Ortes massiv besserte und auch das Thermalbad zu neuem Glanz erwachen konnte..
Die Bergwerke waren immer wieder, bis in die Gegenwart hinein, Gegenstand geologischer Untersuchungen. Die Hoffnung reiche Vorkommen zu finden erschöpfte nie, umso mehr als doch die 16 angelegten Kernbohrungen weitere Erzvorkommen in beträchtlicher Tiefe aufzeigten. Einige Hanebüchene Projekte entstanden auf dem Reissbrett ohne je Realisation zu finden. Eines etwa sah vor einen Tunnel durch die Sierra Alhamilla mit der Idee alle bekannten und unbekannten Erzgänge in der Horizontalen anzufahren.
Das Gegenteil geschah, die Einrichtungen verschwanden Stück für Stück, der tobende Bürgerkrieg frass die letzten Installationen, insbesondere Stahl in Form von Schienen und Trägern war äusserst gefragt. Was aus den beiden Gesellschaften wurde, ist kaum bekannt. Insbesondere die Borner- Dynastie hinterliess wenig niedergeschriebene Spuren.
Wie Dokumente aus dem Konzessionregister Almeria zeigen, war das Gold und Silber-Fieber nie so richtig erloschen. Zahlreiche kleinere Konzessionsnehmer versuchten ihr Glück definitiv ohne Glück bis in die 1960er. Kleinere kaum bekannte Stollen und Mini-Bergwerksanlagen liegen weit verstreut in hügeliger Landschaft.
Es zeugt die Geschichte hier von tiefer Ausbeutung. Die Briten, welche hier eher für Technisches zuständig waren, betrieben gegen Schluss der Bergwerksära regelrechten Raubbau. Nachdem Briten, Amis und Sonstige alles nur irgendwie nach Eisen schmeckende abtransportierten, tobte ein Bürgerkrieg welcher erneut alles nur erdenkliche im Schlund der Nationalsozialistisch geprägten Franco-Kriegsmaschinerie versenkte. Die späten Jahre der Diktatur waren geprägt von dilettantischen Liebäuglereien mit der Deutschen Hochfinanz. Zahlreiche Tourismusprojekte platteten weite Strand-Landsstriche in und um Almeria. In Strandnähe wurden immense Treibhaus- Monokulturen gepflanzt, im Landesinneren jedoch zeichnete sich zunehmend ein Bild der Dürre ab. Das gesegnete heilende Wasser von der Thermalquelle scheint heute, wie das Satellitenbild zeigt, sich in die luxuriös gestalteten Schwimmbäder der oberhalb von Chorrillo liegenden Cortijos zu verirren. Aus Chorrillo wurde einzig Trockenheit.
Einzig das Thermalbad schaffte es zu neuem Glanz und auch erwähnenswert, die herzlichen Biernächte in der Bar PEPE EL RUBIO im kleinen heute etwas herausgeputztem Dörfchen Los Baños.
Die Neuzeitruinen von Los Baños
Auch diese Zeitepoche mit aktuellen Neubauprojekten weiss um einige Geheimnisse.
Zahlreiche Neubauprojekte sind in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts auf Los Baños zum Boden heraus gestampft worden. Rund 10 bis 15 schmucke Reiheneinfamilienhäuser hätten hinter dem ehrwürdigem Thermalbad entstehen sollen. Wer hinter solch ambitionierten Projekte steckte, konnte ich nicht eindeutig in Erfahrung bringen. Ich vermute, anhand Katasterplänen und des Stollenanschlusses im Hinterhof der Bauruinen, die Restaurierer und Wiedereröffner des Themalbads „Isidro Pérez Molina“ und der deutsche Tourismuspionier „Gerhard Ackermans“. Klar scheint, kurz vor der Vollendung der Bauten verweigerte die Gemeinde Pechina die Baubewilligung. Infolge blieben die Gebäude nach Gesetz unbewohnbar.
Heute sind sie interessanter Tummelplatz für Urbanexplorer und, uns zuvorkommend, bequemer Einstieg in die untere Grundstrecke. Diese untere Grundstrecke verfügt über ein kleines Thermalgesenk welches Isidro zeitweise, mit Hilfe einer Tauchpumpe, zur Nachspeisung des, längst vergessenen, Schwimmbads westlich des Balnearios, nutze. Während das Schwimmbad vor sich hin verfällt ist die Tauchpumpe längst einer neuen Verwendung beigezogen worden.
Die Tauchpumpe sitzt, dessen könnten wir uns überzeugen, nimmer im 40 grad warmem Gesenkwasser. Wasserleitungen und Kabel indes weissen den Weg hinaus übers alte Mundloch zum Schwimmbad.
Die Geschichte könnte ich hier noch weiter in unendlich viele weitere Geschichten ausarten indes ist leider auch hier mein Platz auf dieser Seite beschränkt. Darum hier, ein vorläufiger Schlusspunkt mit einer Erweiterungsoption.
Quellen
Bilder
Foto Badanlage: Andreas Schatzmann
Luftbilder, Karte Almeria: Instituto Geografico National
Historische Bilder: Trenes, cables y minas de Almeria
Fotos und Karten: Luisa Karrer
Recherchen
Trenes, cables y minas de Almeria
Los Baños de Sierra Alhamilla Antonio Fernández Sáez und Belén Aguirre Segura
Hierros de Almería y Granada, Tomo II
Webseite Gemeinde Pechina www.pechina.es
Webseite www.faydon.com
Kartenserver www.idee.es
Geschichten zu Sierra Alhamilla von Luisa
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Sierra Alhamilla um 1900
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Grubenpläne Los Baños Sierra Alhamilla und Alfaro, Version Mai 2019 als PDF
Grubenplan Raja Lustrina