Die Seemühle

Eine Bergbaugeschichte in zweiter Auflage

Als unterhalb Walenstadtberg noch mit grosser Kelle Kalk und Zementstein gebrochen wurde.

(Update meiner Neuauflage Juli 2019)

Vorwörtliches

Es ist sprichwörtlich eines der verworrensten Geheimnisse der Schweizerischen Bergbaugeschichte welches mir je begegnete. Vielleicht die noch aktuelle nachhallende, gewissermassen tragische Familiengeschichte der Borners und damit verknüpft die mögliche Tatsache dass allesamt, aus den beschaulichem Städtchen Walenstadt, so etwas wie Dreck am Stecken mit sich tragen könnten. Vielleicht aber auch die rotierende Hochfinanz welche manch Familienbetrieb regelrecht plattete. Zweifelsohne, in diesem Machtpoker war niemand Engelchen und die Menschen die ich, um dies Bergbauobjekt herum kennenlernte, waren oft äusserst abgedrehter Natur und nicht immer friedlichen Gemühtes. Trotzdem weine ich denen Grossindustriellen keine Träne nach, den Spass des schicken Lebens habens bis aufs letze ausgereizt.  

Mich faszinierte, ab erstem Kontakt mit dieser Bergbaueinrichtung um 1994, die ansehnliche Grösse und die kaum fassbare Mystik wobei heute, nach etlichen Befahrungen sich sowas wie des Bergknappen Alltags einschlich.

Seemühle Kalköfen um 1950
Seemühle Kalköfen um 1950 (Bildquelle: www.sarganserland-walensee.ch)

Ich hierbei irgendwie so halbwegs eingespannt, der Neugierde willen, kann wohl kaum einzig eine Geschichte auf Fakten aufbauen. Zuviel dieser Fakten waren weggesprengt worden und zu sehr involviert war ich in Entwicklungen die keineswegs nur schönes hervorbrachten. Trotzdem will ich versucht sein die Geschichte der Seemühle möglichst getreu nachzuzeichnen.

Es ist hier eine Mischung aus Publikationen, persönlichen Gesprächen, gemachten Beobachtungen und Kartografische Auswertungen die folglich in meinen Artikel einfliessen. Die Quellenangaben finden sich wo nichts vermerkt zuunterst.

Wer sich detailiert über die Geschichte schlau machen möchte dem sei die Unterseite „Geschichte und Bilder der Bergwerke Seemühle und Lochezen“ empfohlen. Ich werde auf meiner Seite die geschichtliche Abfolge eher rudimentär abhandeln und mich stattdessen auf Bergmännische und Vermessungstechnische Aspekte einlassen.

Es sei hierbei erwähnt dass ich nicht alle beschriebenen Ausführungen des Berichtes „Geschichte und Bilder der Bergwerke Seemühle und Lochezen“ teile und manche Behauptungen aus Bergbautechnischer Sicht ich als absoluter Blödsinn erachte. Insbesondere die Existenz des, viel zitierten Rundkurses in Feld 1, entbehrt jeglicher Bergmännischen Logik. Angeführte Beweise, Bildmaterial, entlarven sich, nach kurzen Fotoshop-Spielereien als richtig schlechte Fake-Bilder. Trotzdem verfügt die genannte Seite über sehr viele durchaus wertvolle Fakten welche die Geschichte durchaus stimmig wiedergeben.

Ein Grund für meinen eher dezenten Rückzug aus der historischen Betrachtung liegt im erfahrenen Ärger mit etwas abgedrehten Walenstädtern. Zeitweilig nerven Feilenhauer und Borner-Nachfahren, die alle irgendwas an meiner Seite zu meckern hatten, richtig intensiv. Das dies Thema solch emotionale Beladung enthält kann ich zwar stückweit nachvollziehen doch die üblichen Anwaltsdrohgebärden waren letztlich sehr ermüdend.

So beschränkte ich mich, die letzten Jahre, hauptsächlich auf die Vermessung dieses Untertagewerkes dies als mögliche Lebensaufgabe. Gegenwärtig, am 16.7.2019, bin ich etwa beim ersten Drittel des gesamten Untertageteils angelangt wovon einige Teilstücke etwa die Förderstrecke Feld 5 für immer verschollen bleiben wird.

Lochezen Feld 5
Hauptabbau Feld 5 (Schmidheiny / Seekies AG) Lochezen Untertage

Im aktuellen Update vom Juli 2019 sind einige Texte überarbeitet. Die Bilder sind etwas ästhetischer und das Layout ist auf die moderne WordPressversion optimiert. Des weiteren sind steinalte Pläne weggefegt und überflüssige Texte verschwunden.

Die Übersicht, die Felder

Ich habe der Übersicht willen die Untertageanlagen Lochezen und Seemühle in Felder aufgeteilt. Diese Felddefinition ist nicht historisch überliefert und basiert auf meinen Erkenntnissen.

Übersicht Seemühle Walenstadt Stand 8.8.2019
Übersicht Stand 8.8.2019

Feld 1 liegt östlich auf einer Mundlochhöhe 445 müm, alle weiteren Felder steigen, der Kalkschicht folgend, in Westrichtung bis Feld 5 ca. 680 müm Stollenboden. Gemäss aktuellen Erkenntnisstand ist der vordere Teil Feld 3 (Feld 3 Militärspital) der älteste Untertageteil indessen ist eine genaue Datierung äusserst Schwierig da erste nachweisliche Erwähnungen erst um die 1860er bekannt sind.

Lochezen Feld 4
Oberstrecke Feld 4 (Schmidheiny / Seekies AG)

Geografisch liegen Feld 1, 2 und 3 im Bereich der Seemühle während die Felder 4, 5 und der Tagebau ins Gebiet Lochezen fallen.

Der Beginn irgendwo um 1800 plus

Mundloch Feld 3 Seemühle
Mundloch alter Abbau Feld 3 Militärspital im Winter 2017

Die Marmorbrüche oberhalb Lochezen am Walensee müssten seit länger Zeit bekannt sein. Die erste industrielle Nutzung sei überliefert in den Jahren 1865. Heinrich Julius Tröger, damaliger Betriebsleiter Bergwerk Mürtschenalp, öffnet erste Stollen im Bereich Feld 3 und Feld 4.

Eine erste Gesellschaft mit Namen „Marmorbrüche & Cementfabrik Wallenstadt“ wird, mit Einführung der Handelsregisters, um 1883 Eingetragen. Als Gesellschafter werden genannt,  Franz Huber und Tröger. Es entsteht ein Zementwerk wie auch die erste Kalkbrennerei. Die Siegfriedkarte Stand 1887 weiss per Flurnamen von ehemaligen Kalkbrennereinen, so genannten Kalifornien, zu berichten.

Feld 4 Lochezen
Oberer Kalkbruch Feld 4 aus Epoche Tröger mit elektrischer Lampe auf den 1960ern

Wie sich hierbei die genaue Entwicklung dieser Werke abzeichnete widerspricht sich zwischen Herrn Feilenhauer (Pseudonym) und Herrn P Gubser (Walenstadtchronikverfasser).  Ich selber erachte die Version von Herrn Feilenhauer passender zu meinen gemachten Bergbautechnischen Beobachtungen. Meine Kartenrekonstruktion entspricht daher eher der Feilenhauerischen Betrachtung.

Seemühle um 1886
Seemühle um 1886

Anfänglich werden in die vorhandenen Kavernen (2) und (3) Stollen tief in den Berg hineingetrieben. Zwischen den Stollen war anschliessend der Fels hinausgesprengt worden Es entstanden somit steigend im 20 Gradwinkel grosse Hohlräume. Um das Gestein weiterzuverarbeiten wurde dieses über Rutschen Talwärts befördert. Anschliessend waren die Rohmaterialien verteilt worden entweder an die Zementfabrik (1) oder an die ursprüngliche Kalkbrennerei (5). Spuren dieser Rutschen finden sich im Wald ziemlich genau unter dem Mundloch  (3).

Es beginnt eine technologische Hochrüstung

Wahrscheinlich knapp nach der Jahrhundertwende, inzwischen heiratete Bergbauspezialist Adolf Borner Adrienne Huber, beginnt eine technologische Aufrüstung der Anlagen. Mit Kapital und Landbesitz aus Hubers Familie wird die Kalkbrennerei am Ufer des Walensees errichtet. Weiter westlich entsteht eine Zementfabrik mit modernen Rohröfen. Der Alte Bruchweg wird kurzerhand, damit die Kalkbrennerei zwischen See und Stollenerschliessung West (3) hineinpasst, verschoben. Ein neuer Stollen wird neben der Kalkbrennerei  in den Berg getrieben.

Mundloch Förderstollen 3. Generation (ca. 1940) Feld 1
Mundloch Förderstollen 3. Generation (ca. 1940) Feld 1

Ein verheerender Felssturz, es wird gemunkelt durch eine überdimensionierte Sprengladung ausgelöst, versenkt 1911 die Zementfabrik unwiderruflich im Walensee. Diesen Schicksalsschlag weiss Adolf Borner gebührend zu vergolden und verkauft die Zementproduktion, versunkenes Zementwerk und das Abbaukontingent, an das aufsteigende Schmidheiny-Familien-Imperium  für 1 Million Franken. Schmidheinys bauen in Unterterzen ein erstes Zementwerk und setzen Schiffe für den Rohmaterialientransport über den Walensee ein.

Währenddessen in der neu gebauten Villa Borner zwei Söhne im Bergbauumfeld gross werden, genannt hierbei Max Borner und Raul Borner.

Während Max Borner in den Jahren um die 1930, mit aufstrebender Schmidheinydynastie, nach Südafrika reist, beabsichtigend hierbei ein eigenes Unternehmen aufzubauen, übernimmt  Raul Borner in der Seemühle die Führung. Inwiefern Raul tatsächlich führt respektive nur von  Adolf Borner an die kurze Leine gelegt wird, ist heute noch Gegenstand reichlicher Spekulationen.

Max Borner baut in den Folgejahren ein florierendes Backsteinwerk in Mosambik auf. Die Nähe zu Südafrika bringt ein guter Preis für Backsteinerzeugnisse während  die Arbeitskräftekosten im Rassengespaltenem Mosambik minim bleiben.

Der Krieg, die Borners und die hiesige 5. Kolonne

In Europa tobt mittlerweile ein 2. Weltkrieg mit all ihren bizarren Auswirkungen. Während Armeestrategen die totale Schweizer Festung zusammenplanen, wird gemunkelt das hiesige Nazi-Sympathisanten die Kalkbrennerei, mit Ihren vier Leistungsfähigen Öfen, zur Beseitigung möglicher oppositioneller Kriegsverlierer, im Auge hätten.

Seemühle Militärspital im Feld 3
Seemühle Militärspital im Feld 3

Ein Militärspital wird in die oberen ältesten Kavernen hinein gebaut.

Seemühle um 1943
Seemühle um 1943

Inzwischen ist der untere Basisstollen (10) bis zum antiken Abbauort (3), wo das Spital zu stehen kommt, durchgestossen.  Das Militär hegt hierbei Pläne den auf dessen Pläne wird die Verbindung geflissentlich verschwiegen.

Abwurfsilo Grundstrecke 1 Feld 1 Epoche um 1950
Verlader Grundstrecke 1 Feld 1 Epoche um 1950

Unterirdisch werden etliche Zwischensilos um den Kalk möglichst effizient hinauszufahren, errichtet.

Militärspital Feld 3 mit noch erhaltenen Fundamentresten
Militärspital Feld 3 mit noch erhaltenen Fundamentresten

Im alten Teil (3) baut die Armee ab 1941 ein Militärspital ein. Dies chirurgische Feldspital wächst bis zu deren Abbruch 1947, kontinuierlich an. So wird ergänzend zum Fahrweg eine Materialseilbahn (5) für die Versorgung des Spitals aufgebaut.

Währenddessen in Mosambik die portugiesische Kolonialmacht um 1950 allmählich ins wanken gerät. Die Widerstandsbewegung der schwarzen Mehrheit FRELIMO gewinnt an Einfluss. Max Borner und dessen, inzwischen gewachsenen, Familie müssen das Backsteinwerk aufgeben und kehren in die Schweiz zurück namentlich ein Zurück in die Seemühle.

Die wilden 60er

Zwischen den zwei Brüdern Max und Raul entbrennt ein heftiger Streit obschon Adolf Borner, so wird erzählt, an dieser Konfliktsituation keineswegs unschuldig war.

Seemühle um 1960
Seemühle um 1960

Ein weiterer Umbau der Anlagen solle helfen den maroden Betrieb wieder auf Hochtouren zu bringen. Hinzukommend müssen die aus Mosambik zurückgekehrten in der Villa untergebracht werden. Die Villa (14) wird erweitert, auch die Absackerei und die Kalk-Abfüllanlage, erfährt eine Reformation.

Hauptstrecke Feld 1 mit 50er Spurweite-Kipplore
Hauptstrecke Feld 1 mit 50er Spurweite-Kipplore

Indes bleibt der Fortschritt Untertags stehen. Und während die Schmidheinys mit ganz grosser Kelle anrühren scheint der eigentliche kommerzielle Betrieb der Borners allmählich in den Dornröschenschlaf einzutauchen.

Abwurfbrücken in der Schmidheiny-Anlage Feld 4
Abwurfbrücken in der Schmidheiny-Anlage Feld 4

Gleichwohl bauen die Schmidheinys  eine moderne Verladeanlage (8) am Seeufer wo einst das alte Zementwerk stand.

 Verladesilo Zementwerk Unterterzen
Verladesilo Zementwerk Unterterzen

Dies Verladesilo war gespiessen von einem langen Förderband (7) welches wiederum das Rohmaterial aus einer Art Staumauer (6) heraus sog. Auch wird Untertage alles Rollmaterial auf 60er Spurweite ausgebaut. Moderne Akku-Stadler-Lokomotiven ziehen fortan die schwer beladenen Grubenhunte welche Steinzeugs fürs Unterterzenzementwerk fördern.

Bahnwerkstatt für die grossen 60er Grubenhunte in Feld 4 Schmidheiny-Epoche
Bahnwerkstatt für die grossen 60er Grubenhunte in Feld 4 Schmidheiny-Epoche

Während die Villa renoviert wird und Einiges an lebensversüssendem Schnickschnack entsteht, ein Bootshaus (17), eine schmucke Weiheranlage ein prächtiger Villenvorplatz, sind Unterirdisch bei Borners 50er Spurbreite Kipploren, und offene 220 Volt  Freileitungen, dominant. Die Zeit scheint im Bergbaubetrieb stillzustehen. Anhand vorgefundener Spuren wird in den späten 50er Jahren nur noch an den tiefst liegendem Stollen, Feld 1, weiter gebohrt die komplexen Siloanlagen vergammeln. Die Behauptung wonach die Nachfrage nach Kalk durchaus vorhanden war jedoch die Borners jene vom Markt gewünschten Mengen nicht liefern konnten, scheint mir, anhand vorgefundener Bergbauspuren, durchaus nahe liegend.

In den Jahren 1964 bis 1968 erliegt die Bergbautätigkeit. Die Bornerische Unternehmung scheint in denen Jahren zunehmend finanzielle Probleme zu haben.

Über den nun folgenden Weiterverlauf der Geschichte scheiden sich die Geister. Die Rekonstruktion als solches wird durch die Anwesenheit Direktbetroffener  umso schwieriger.

Es heisst die Seemühle Borner AG hätte den Konkurs eröffnet, indes finden sich keinerlei Spuren für den besagten Konkurs. Sicher ist, die Zahlungsschwierigkeiten nehmen zu. Max und Raul Borner trennten sich eher in Unfrieden. Die Zementwerke Unterterzen, welche klar den Schmidheinys gehören, geben zunehmend den Ton an.

Gesichert ist, verschiedene Quellen, eine Schmidheinysche Gesellschaft genannt hier die Firma Calfur, tritt auf den Plan und erwirbt die Seemühle mit dem zusammengehörenden Kalkabbaukontingent von 15% des Schweizerischen Bedarfs für 250 000 Franken. Vom wem indes ist nicht klar gesichert auch unklar bleibt wie das Kalk-Kontingent ohne Einbezug der Gemeinde, die Stollen befinden sich auf Gemeindeboden, in Schmidheinysche Besitztümer geriet. Was anno 1964 für Verknüpfungen und vor allem was für Machtverhältnisse vorherrschten, bleibt unklar. Direktbetroffene erzählen das die Borners zu jener Zeit in Tat und Wahrheit überhaupt keine Einflussnahme auf die Verkaufsentwicklungen mehr hatten.

Wenig später im Jahre 1968 werden die Gebäude der Kalkbrennerei, der Absackerei und zuletzt der Villa durch die Genietruppen gesprengt.

Das Grundstück welches Schmidheiny mit der Scheinfirma Calfur erwarb veräusserte dieser wenig Später an die Armee für stolze 1 Million Fränklein. Das Kontingent von 15% des Schweizerischen Bedarfs indes blieb dem Schmidheinyschem Imperium erhalten und floss letztlich heute in die Holcim ein.

Und heute ?

Seemühle um 2012
Seemühle um 2012

Es ist, heute erwiesen und bewiesen, Grundbucheinträge, das Areal auf welchem die Absackerei, die Villa und die Arbeiterhäuser einst standen gehört der Armee. Heute ist dies Grundstück genannt Seemühle und Kaliforni an den Weinproduzenten Eberle Weine verpachtet. Auf diesem findet sich gegenwärtig ein ausgedrehtes Weingut (10).

Seemühle Strecke Feld 2
Seemühle Strecke Feld 2

Die restlichen Grundstücke, insbesondere jene oberhalb der Stollenanlagen, sind im Besitze der Ortsgemeinde Walenstadt. Die Stollen sind alle grösstenteils intakt wenn doch deren Befahrung einige Gefahren, insbesondere des Steinschlags, in sich birgt . Auch grösstenteils vorhanden, die Abbauanlagen der Zementwerke Unterterzen. Indes ist das Zementwerk selbst dem Erdboden gleich gemacht. Dieses musste einer nicht besonders architektonisch wertvollen Überbauung weichen. Für dessen Ersatz steht heute ein mächtiges Zementwerk in Untervaz.

Steinschlagnetzversuchsanlage Lochezen
Steinschlagnetzversuchsanlage Lochezen

Im Offenen Steinbruch steht heute eine Steinschlagnetz-Versuchsanlage (4) die vom Swiss Federal Research Institute WSL unter der Leitung von Axel Volkwein betrieben wird.

Erkenntnisse

Die damalige gewachsene Walenstädter Bergbauindustrie beherbergt noch heute eine Vielzahl von Mysterien. Vielleicht die doch sehr aktuelle Geschichte erschwert zusätzlich die halbwegs seriöse Spurensuche. Zu viele Gemühter scheinen bei weitem nicht Vergangenes abschliessend bewältigt zu haben.

Interessant, der zweite Bergbauingenieur Tröger scheint von den Steinen verschluckt worden zu sein. Kaum findet dieser Herr irgendwo weitere Erwähnung obschon auch dessen Zutun massgeblich für die Walenstädter Geschichte verantwortlich ist.

Die Diskrepanzen zwischen informierten Personen, hier genannt insbesondere Herr Feilenhauer (Pseudonym) und der Walenstädter Chronik von Paul Gubser sind unbestritten. Meine Beobachtungen, insbesondere unter Tage stimmen teils nicht mit denn Texten in der Walenstädter Chronik überein. Auch der beschriebene chronologische Bergbauverlauf kann nur bedingt stimmen.

Die Heirat zwischen Adolf Borner und Adrienne Huber schien, meine Annahme, nicht allen Walenstädter zu passen. Die Tatsache dass die Hubers als Wohltäter in die Lokalgeschichte eingingen, könnte hier zusätzlichen Missmut gesät haben.

Der Verkauf des versenkten Zementwerkes scheint irgendeinstig weitere Konflikte hervorgebracht zu haben denn es findet sich ein äusserst skurriles Bundesgerichtsurteil vom 27.5,1915.

Bergbaukompressor Lochezen Feld 4 Ära Schmidheiny
Bergbaukompressor Lochezen Feld 4 Ära Schmidheiny

In der Gegenwart tummeln sich einige Personen die sehr widersprüchliche Aussagen zum Niedergang der Seemühle machen. Insbesondere das Hobby der Fliegerei welches Raul Borner pflegte ist immer wieder Gegenstand gehegter Kritik. Während die Arbeitsverhältnisse im Bergwerk desolat waren, gar tatsächlich ein Umfall mit tödlichem Ausgang in Neuzeit (um die 50er) bekannt ist, seien die Borners mit den noch vorhandenen Kapitalien äusserst verschwenderisch umgegangen. Teure Hobbys so wird gemunkelt, seien letztlich mitverantwortlich gewesen für den Fall dieser Industrie.

Gegenteilig jedoch, der Exponent  dieser Theorie, sich gegenwärtig immer noch mit dem Pseudonym Feilenhauer herumbewegt. Einige Publikationen zum Thema Seemühle, nicht nur auf meinen Seiten, sind  von diesem Herrn zu finden. Gar nennt dieser Schreiber, welcher zweifelsohne die Geschichte sehr genau zu kennen scheint,  eine Webseite welche unter dem Pseudonym Feilenhauer auftritt, seine eigen. Die Frage stellt sich mir, wieso dies Pseudonym Feilenhauer?

Die Rückkehr von Max Borner war, so wird berichtet, ein weiterer Konflikt welcher trotz Villaerweiterung nie Lösung fand.

Es ist viel über Konkurs berichtet worden doch genauere Unterlagen, Informationen zum besagten Konkurs der Borner-Unternehmungen sind mir keine in die Hände gefallen. Gar geneigt bin ich zu glauben dass sehr individuell, je nach gewünschter Vergangenheit, die Geschichte hin und her gebogen wird.

Walenstadt war nie ein Eck in welchem ich mich Gastfreudlich aufgenommen fühlte. Im Sommer schien mir der Gang entlang der Seepromenade gar wie ein Spiessrutenlauf vorzukommen. Als Fremde tat ich in jeder Gastwirtschaft wie ein bunter Hund auffallen.

Einzig vielleicht die sympathische Mithilfe des  Grundbuchverwalters tat mein eher negativ geprägtes Bild des Walenstädters wieder etwas korrigieren.

Um dies Industriewerk war einiges krumm gelaufen. Adolf Borner, von Solothurn kommend, dürfte wahrscheinlich Gleiches wie ich empfunden haben beim Spaziergang über die Seepromenade. Verantwortliche und Unverantwortliche waren zugegeben freudig begeistert an der Sache beim Kappen der Stromleitungen welche die Villa Borner mit Elektrizität versorgten. Unschuldige in dieser, nicht über jeden Zweifel, erhabene Geschichte dürften in Walenstadt keine zu finden sein.

Und auch jene Schmidheinysche Familiendynastie war nicht mit Samthänden unterwegs.

Die Vielvölkerkultur eines Dorfs welches gerne eine Stadt gewesen wäre bietet so richtig Zündstoff. Noch bleibt unklar was die 5. Kolonne dortig zu gacksen hatte. Klar ist, irgendwann gabs ideologische Kriegsverlierer.

Die Begeisterung mit welcher Genietruppen relativ fix und unkompliziert alle Bauwerke aus Borners Unternehmertum wegsprengten wirft erneut tausend Fragen auf. Der bis heute einzige auffindbare Grubenplan stammt aus meiner Feder. Wenn nicht hierzulande ein Büro für Bergbau minutiös alle Bergbauaktivitäten dokumentierte, würde mich dies nicht weiter verwundern. Doch auch dortige Herren aus Bern scheinen nichts gesammelt zu haben.

Grubenplan heute in der Version Feld1_2_3_4_V14

Es war die damalige Befahrung mit Gemeindevertretern Walenstadt und weiteren interessierten Gruppen was mich veranlasste diese unüberschaubare  Unterwelt in eine vermessen, gezeichnete Form zu pappen. Die Lebensaufgabe startete im 2016 gemeinsam mit einigen Bergbaufreunden. Dank moderner Technik in Form des Disto X2 von Beat Heep und dem Topodroid von Marco Corvi war den auch bald eine passable Zeichnung des untersten Feldes zusammengeschneidert.

Zwischen 17. April 2016 und 3. Mai 2020 ist, mit Hilfe einiger Bergbaubegeisterter, ein beachtlicher Grubenplan entstanden welcher zum gegenwärtigen Zeitpunkt 3/4 der Untertageanlagen wiedergibt.

Plan Feld 1, 2, 3, 4 in der Version 10
Plan Feld 1, 2, 3, 4 in der Version 10

Stand heute sind vermessen Feld 1 bis Feld 4 vollständig und Teile von Feld 5. Der Fahrstollen Feld 5 bleibt für immer verschlossen. Das frühere Mundloch in den Kavernen Feld 4 ist nicht mehr erreichbar und die 3 Abwurftrichter sind in Feld 5 verfüllt, siehe auch Lochezen, die verlorene Zugskomposition.

Die Suche nach dem, oft beschriebenen, Rundkurs starteten wir, konsequenter, im Februar des Jahres 2017, hinter Messpunkt 64. Ein Sondierschacht, mit Tiefe von ca 1.50 Meter, an der Stollenbrust, öffnete kein weiterer Stollenverlauf, siehe Seemühle, das ewige Werk

An der Vermessung beteiligt waren: Matti, Sepp, Tanja, Lukas, Andreas

Der Grubenplan, hier die PDF-Fassung “ Feld1_2_3_4_V14.pdf „, darf verwendet werden aber,

Sofern dieser irgendwo in einer Publikation benutzt wird, wär ich froh um ein Anfragen bei mir.

Die alte Grubenplanfassung Version 5 gibts auf: “ Feld1_2_3_4_V5.pdf

Quellen:

  • Herr Feilenhauer (Pseudonym)
  • R. Borner
  • U. Borner
  • P. Gubser, Walenstadtchronik
  • Vorarbeiter Kappeli

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